Thema: Philatelie: Sind Sie Sammler oder Philatelist ?
funnystamp Am: 16.02.2010 19:56:19 Gelesen: 67825# 6@  
@ doktorstamp [#91]
@ Cantus [#90]
@ Blättchensammler [#88]

Nun verfolge ich mit Interesse diese Diskussion und möchte auch einen "kleinen" Beitrag hier leisten.

Ich sammle seit Jahren Briefmarken, zuerst "wie wild", ohne Anleitung und einfach so drauf los, was sich irgendwo abzulösen ließ oder zu tauschen war; dann, nachdem ich mir auch Briefmarken kaufen konnte, erweiterte ich meinen Bestand bei der Post und bald auch bei Händlern.

Mit gehobenen Ansprüchen meiner Sammelleidenschaft suchte ich schließlich auch nach weiteren Informationen und kam so über die Händlerbroschüren hinweg und versuchte es im Verein. Dort aber wurde mir bald klar gemacht, dass ich nur ein "Sammler" (oder Anhäufer) sei.

Nachdem ich die erste Frage eines "Philatelisten", ob ich denn den Posthornsatz besäße, nicht mit ja beantworten konnte, kam ich mir doch wie ein Aussätziger vor, denn mir schlug eine breite Welle Ignoranz der "erfahrenen, alten Philateliehasen" entgegen, die sich von den Sammlern abzugrenzen versuchten.

Hier wurde mir dann auch indirekt vermittelt, dass "Briefmarken-Sammeln", ich traue mir den Begriff hier auch öffentlich zu verwenden, eine todernste Sache sein muss und nur unter bestimmten Bedingungen akzeptiert wird. Das denke ich mir auch immer, wenn ich dann Ausstellungen besuche. Meistens bin ich allein (und verloren) zwischen den vielen Rahmen, die mich selbst bald langweilen, obwohl ich doch Interesse haben müsste, so denke ich mir immer noch.

Viel lieber schaue ich mir die kreativen Rahmen der Jugend an oder stöbere ich auch bei den Händlern. Bin ich also kein Philatelist, weil mich die Rahmen anöden oder weil ich mir nicht dreihundert verschiedene Mühlradstempel leisten kann?

Ob man nun unterscheidet zwischen Philatelie und Briefmarkensammeln mag eine Definitionssache sein, aber wie uns z.B. Wikipedia belehrt, ist nicht einmal der Begriff "Philatelie" so eindeutig, wie viele das gerne hätten, denn auch das einfache Ansammeln steckt in den griechischen Wurzeln des Begriffs.

Ich denke, dass diese Diskussion über Begriffe eher schädlich für unser Hobby ist. Vielmehr sollten wir das Hobby herausstellen und das Sammeln von philatelistischen Belegen jedem nach seinem Gusto überlassen und nicht schnell urteilen. Dann erübrigt sich auch die Frage nach dem Wert einer Sammlung.

Natürlich muss ich entweder Zeit oder Geld oder beides investieren um zu einer Sammlung nach meinem Gusto zu gelangen, aber im Vordergrund steht doch die Freude über ein erworbenes neues Stück, sei es nun von der Versandstelle gekauft oder auch als seltene Abart in der Kiloware gefunden. Meine wertvollsten Stücke habe ich meist in Massenware, Kiloware oder Geschäftspost gefunden, wobei der Begriff "wertvoll" für mich jetzt nicht unbedingt mit dem Begriff "Euro" in Verbindung gebracht werden muss.

Bin ich nun ein Sammler, weil ich über 3000 selbstklebende Marken der Ausgabe "Schinkel" angehäuft habe, oder schon ein Philatelist, weil ich ca 250 verschiedene Druckmerkmale (Druckzufälligkeiten und einige davon als Plattenfehler bestätigt) entdeckt habe und die Häufung der Druckzufälligkeiten mit der Verteilung der Briefzentrenstempel in Verbindung gebracht habe um gezielt nach Plattenfehlern zu suchen?

Für mich ist dieses Album sehr wertvoll, in ebay würde ich für dieses Album, wenn überhaupt, vielleicht zehn Euro erzielen, bei einer Händler-Auktion wäre es sicherlich nur ein bedeutungsloser Teil eines "Auflösungspostens". Ist dieses Forschungsarbeit und Philatelie oder ist es dennoch nicht philatelistisch, weil es keine klassischen, wertvollen Marken sind? Viele Fragen eine Antwort!

Es hat mir Spass gemacht und das Album ist für mich wertvoll, ein Plattenfehlersammler wäre sicherlich nur an den wenigen Fehlermarken interessiert, ein Stempelsammler vielleicht an den Stempeln.

Erst mit dieser Sammlung habe ich begriffen, was Philatelie ist. Denn ich habe festgestellt, nachdem ich hier kaum mehr neues finden konnte, dass das Sammelgebiet einen vorläufigen Abschluss finden musste, es sei denn, ich würde diese Sammlung nun mit sehr teuren Druckabweichungnen noch ergänzen, was aber finanziell nicht möglich ist. Auch wenn meine Schwerpunkte des Sammelns sich nun notgedrungen verlagert haben, immer, wenn ich eine Schinkelmarke unter die Lupe bekomme, wird sie auf Herz und Nieren oder Punkt für Punkt untersucht, in der Hoffnung eine neue Variante gefunden zu haben.

Wikipedia zitiert: "philos (= Freund) und a telos (ohne Ende), also „Freund dessen, was nie endet“

Ich wünsche euch ebenso
viel Freude an der Philatelie
funnystamp
 
Quelle: www.philaseiten.de
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