Thema: Philatelie: Sind Sie Sammler oder Philatelist ?
DL8AAM Am: 22.02.2010 18:38:48 Gelesen: 67541# 27@  
@ funnystamp [#92]

Jou, die "Abgrenzung" ist oft schon ziemlich fliessend. Für den einen ist Philatelie erst Philatelie, wenn es "qualitativ hochwertig" wird. Aber wer definiert was bzw. ab wann etwas "hochwertig" oder gar "hochwertiger" ist?

Ketzerische Frage: Ist so was überhaupt notwendig ?

Wir betreiben ein Hobby. Primärer Beweggrund ist (bzw. sollte) bei den meisten der Aspekt "Spass" sein. Ob, nun Philatelist, Briefmarkensammler oder der "bunte Bildchensammler", alle sollen ihren Spass im Hobby finden.

Wobei, ich muss gestehen, dass ich mich auch selbst immer wieder dabei ertappe die Unterschiede zu dem "anderen Aspekt", zu "dem Anderen da" doch etwas bewusster wahrzunehmen. Mein Vater zum Beispiel ist ein klassischer Briefmarkensammler, er sammelt Bund im Postabo und "fertig", da war und ist sein Hobby - in exakt dieser Form - seit 40 oder mehr Jahren. Der Rest interessiert nicht. Zwar werden anderen eingesammelte Briefmarken (Ausland) nicht weggeworfen, sondern wandern in dicke Alben, idealerweise sogar nach Ländern geordnet. Aber auch hier "fertig und aus". In diesem Fall würde ich nicht mehr von Philatelie sprechen. Er betrachtet sich aber auch nicht selbst als Philatelist.

Er ist Briefmarkensammler und er hat (noch) Spass daran (obwohl er sich seit einigen Jahren über die "unschönen" neueren Ausgaben der Post ärgert und immer "droht" ganz auszusteigen).

Philatelie hat "für mich" einen anderen Ansatzpunkt, neben dem reinen Sammeln gesellt sich ein weiterer Aspekt dazu, wobei diesen Aspekt sauber anzusprechen wird schon sehr problematisch. Vielleicht kann man es mit "Anspruch an den Inhalt" etwas besser fassen. Aber eine echte Definition (d.h. eine saubere Grenzziehung) kann - so meine ich - der Sache nicht gerecht werden. Was für den einen schon "Anspruch" ist, ist für die Koryphäe "Mitnahmeschiffspost des 17. Jahrhunderts" einfach nur prä-kindliche Pillepalle (auch wenn der nicht mal so meint oder sagen würde, im Hinterkopf spukt dieses aber mit). Mit allen möglichen Grauwerten dazwischen.

Philatelie hat aber "für mich" nichts mit Klassik, teuren oder seltenen Ausgaben etc. zu tun. Eine systematische Erfassung von Plattenfehlern und Druckzufälligkeiten einer einzelnen Ausgabe ist auf jeden Fall schon echte echte Philatelie. Idealerweise im Rahmen einer späteren "wissenschaftlichen" Auswertung und Dokumentation und sei nur auf der eigenen privaten Webseite als selbst zusammengeschustertes PDF-File, es muss nicht immer ein gebundenes Buch werden.

Auch ist Philatelie, wenn man die neue "Infopost" (Postwurf- etc.) Welle unserer Post systematisch sammelt, erfasst, Hintergrundmaterial der Post sichtet und idealerweise auch mal was "vorzeigt". Es muss nicht auch immer eine Rahmenausstellung auf einer großen Messe sein.

Hatte mal aus Spass geschrieben: Eine Dokumentation von handschriftlichen Kugelschreiber-X-Entwertungen der Briefträger bzw. die Katalogisierung der dienstlich gelieferten Kugelschreiberarten und -minen dazu, wäre eine "schöne" Idee im Bereich der modernen Philatelie. Auch das sollte, wenn es "richtig angefasst wird" ein echtes philatelistisches Thema sein, wäre zumindest für mich. ;-) Oder ? Zwar keines um sich einen (guten) Namen zu machen, aber warum eigentlich nicht.

In 1000 Jahren wird das Handbuch bestimmt Gold wert sein. ;-)

Sorry, ich liebe es zu überspitzen, aber damit kann vieles klarer werden. ;-))

Mit philatelistischen Grüßen
Thomas
 
Quelle: www.philaseiten.de
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