Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 23.02.2010 14:55:21 Gelesen: 1170674# 266@  
Die eigene Lebensspur mit Briefmarken gepflastert - Die Aktie des kleinen Mannes verliert an materiellem und gewinnt an ideellem Wert.

Von Thomas Schorradt

Filder-Zeitung, Nürtingen (17.02.10) - Wer Briefmarken sammelt, muss leidensfähig sein. Dem Hobby haftet nicht gerade der Ruf an, besonders sexy zu sein, und finanziell lässt sich mit den einst als "Aktie des kleinen Mannes" gehandelten Postwertzeichen schon lange kein Staat mehr machen. Trotzdem werden sich am kommenden Sonntag in der Beutwanghalle in Nürtingen-Neckarhausen wieder rund 800 Briefmarkenfreunde treffen, um ihre Sammlungen zu komplettieren, mit Gleichgesinnten zu diskutieren, sich beraten zu lassen oder den Fachvorträgen zu folgen.

Der traditionelle Großtauschtag, zu dem der Verein der Briefmarkenfreunde Nürtingen seit mehr als 35 Jahren einlädt, hat einen festen Platz im Terminkalender der baden-württembergischen Philatelisten. "Es handelt sich um die größte Veranstaltung dieser Art im südwestdeutschen Raum", sagt Gerhard Augsten, der Pressesprecher des Veranstalters.

Entgegen der landläufigen Meinung ist es nicht so, dass hier ein schrumpfendes Häuflein Unerschrockener verbissen die Fahne der Sammelleidenschaft hoch hält. Gerade, weil der Zeitgeist ihr Hobby links liegen lassen hat, sehen die Philatelisten eine Zukunft. Die Beschäftigung mit den gezackten Schätzen verlangt Konzentration und Ausdauer. "Das Ordnen, das Aufbereiten, die vertiefte Beschäftigung mit Themen und Ländern - das ist für Jugendliche eine pädagogisch sinnvolle Alternative zu Computerspielen und Internet", sagt Augsten. Dass Briefmarkensammler nicht nur mit Werten hantieren, sondern auch Werte transportieren, erkennen immer mehr Schulen. Augsten: "Auch die Jugendgruppe unseres Vereins ist aus einem Ferienprogramm an der Schule entstanden."

Der von ihm beobachtete allgemeine Trend hin zur Motivsammlung könnte den Briefmarkenvereinen zusätzlich helfen, die Jugendlichen dort abzuholen, wo sie stehen. "Gleichgültig, ob sich ein Jugendlicher für Fußball interessiert, für Autos oder für Saurier - er wird überall fündig", sagt Augsten. Wenn es nach dem Vereinssprecher geht, dann möglichst schon beim Großtauschtag. In der eigens eingerichteten Jugendecke können Nachwuchssammler in Wühlkisten auf philatelistische Schatzsuche gehen, während die gestandenen Philatelisten sich inzwischen eine der ausgestellten Sammlungen zu Gemüte führen können. Deren Themen reichen von der Zeppelinpost über historische Postkarten von Ulm bis hin zu der Heimatgeschichte von Kappishäusern. In der Themensammlung sieht auch Augsten die Zukunft der Philatelie. Um seine These zu belegen, genügt ein Blick in die eigene Sammlung. Sie folgt seinen Lebensspuren: geboren im Sudetenland, Kindheit im französisch besetzten Oberschwaben, groß geworden in der Bundesrepublik.

(Quelle: http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2390646_sz_hier_artikel_9223_-die-eigene-lebensspur-mit-briefmarken-gepflastert.html?_suchtag=2010-02-17)
 
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