Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 27.02.2010 14:56:18 Gelesen: 1171037# 267@  
Horizont reicht übern Zackenrand

Von Stefanie Sachse

Der Westen / Märkischer Kreis, Iserlohn/Altena (21.02.10) - Die meisten Vereine kranken an Mitgliederschwund und fehlendem Nachwuchs. Der Altersdurchschnitt liegt nur selten unterm Rentenalter. Oft ist das dem Zeitgeist geschuldet. Viele Erwachsene mit Familie haben keine Zeit oder wollen sich nicht in Vereinen organisieren.

Erst mit Eintritt in den Ruhestand ändert sich das wieder. Die WR hat sich auf die Suche nach „aussterbenden Hobbys” gemacht.

Diese Formulierung hören die Vereinen nicht gerne, aber sie wissen, wie es um sie bestellt ist. Ein Beispiel: die Briefmarkensammler.

Briefmarken sammeln - ein zeitloses Hobby

Ist dieses Hobby mehr denn je gefährdet, in Zeiten, in denen auch digitale Briefmarken ausgedruckt werden können? Oder werden damit die kleinen Post-Wertzweichen noch wertvoller?

Der Briefmarkensammler–Verein Iserlohn kann sich glücklich schätzen. 30 Mitglieder zählt er zurzeit. Hinzu kommt eine Jugendgruppe von zwölf Mitgliedern. Auch einige Kinder sind dabei. „Die meisten fangen als Kind an zu sammeln. Irgendwann kommt dann Familie und Beruf dazwischen”, sagt Vorsitzender Norbert Witte. „Die Leute kommen dann erst wieder zurück, wenn sie zum Beispiel in Rente gehen.”

Das sei gerade der Vorteil an diesem Hobby: Es ist zeitlos. Das Album kann auch nach vielen Jahren wieder vom Dachboden geholt werden, um weiter zu sammeln.

„Die Philatelie ist ein Hobby, das mit viel Geschichte verbunden ist. Denn jede Briefmarke erzählt ihre eigene Geschichte. Für manche Marken wurden sogar schon Morde begangen”, so Witte. Entscheidend sei nicht der Wert der Marken, sondern der Spaß am Sammeln und die damit verbundene Erweiterung des Horizonts. Egal ob Länder- oder Motivsammlungen, oder Marken mit heimischen Motiven, jeder habe da sein Steckenpferd. Norbert Witte selber sammelt Marken mit Mineralien- oder Fossilienmotiven.

Die Hochzeit der 70er Jahre ist längst vorbei. Der Pool von Sammlern wird kleiner, die Tauschmöglichkeiten geringer. Deswegen würden Kooperationen mit anderen Vereinen immer wichtiger.

Frauen sind Exotinnen im Verein

Die Briefmarkenfreunde Altena „gehen mit dem Trend”, wie Vorsitzender Heinz-Gerd Rump es nennt. Im Vereinsheim werden nicht nur Briefmarken, sondern auch Münzen und Ansichtskarten gesammelt. Manche gehen sogar dazu über, nicht nur Briefe und entsprechende Marken zu sammeln, sondern auch die Belege dafür.

„Unsere Altersstruktur ist eher ungünstig”, sagt Heinz-Gerd Rump vorsichtig. Dennoch verteidigt er sein Hobby: „Ich lernte damit alle Erdteile und Präsidenten kennen. Man ist bei jeder Revolution dabei. Was will man mehr?”

26 Mitglieder verzeichnen die Briefmarkenfreunde Altena noch. Darunter ist sogar eine Frau. „Frauen sind Mangelware und Hindernis in diesem Hobby”, sagt Rump. Denn welcher Frau gefiele es schon, wenn der Mann das Wochenende über auf Sammlerbörsen reist? Wenn Frauen in den Verein kommen, dann meistens nur für kurze Zeit. „Aber wo kann sich eine Frau denn schon so viele Männer aussuchen?”, scherzt er.

Für ihn ist auch klar, dass viele der Männer nicht unbedingt nur wegen der Marken kommen. „Es geht um die Gesellschaft und um einfach zu quatschen.” Natürlich würden manchmal auch jüngere Männer kommen. Aber Heinz-Gerd Rump bringt es auf den Punkt: „Manchmal sind wir schon ein Altherren-Klub.”

(Quelle: http://www.derwesten.de/staedte/maerkischer-kreis/Horizont-reicht-uebern-Zackenrand-id2623853.html)
 
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