Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 01.03.2010 14:04:54 Gelesen: 1170822# 268@  
Briefmarken erzählen Geschichte - Großtauschtag der Briefmarkenfreunde stößt auf große Resonanz - Fachleute warnen vor Betrug

Von Giew Maschajechi

Eßlinger Zeitung, Nürtingen (23.02.10) - Für die Briefmarkensammler der näheren und weiteren Umgebung ist die Beutwanghalle in Neckarhausen wieder ein Mekka zum Stöbern, Tauschen und Kaufen gewesen. Der Großtauschtag der Briefmarkenfreunde Nürtingen ist eine der größten Veranstaltungen ihrer Art im süddeutschen Raum.

Postfrisch, Springfalz oder gestempelt? Das war eine der wichtigsten Fragen in der Beutwanghalle. Dort hatten sich wieder 800 Briefmarkensammler, aber auch Liebhaber wertvoller Münzen versammelt, um das eine oder andere Stück zu ergattern oder Doubletten aus ihrer Sammlung abzugeben beziehungsweise einzutauschen. Bereits seit 45 Jahren laden die Nürtinger Philatelisten zu diesem Treffen ein. Um eine Tauschbörse handele es sich allerdings inzwischen weniger, sagt Siegfried Stoll, der Vorsitzende des Vereins der Briefmarkenfreunde. Getauscht werde nur noch wenig, meist werde an den Tauschtagen verkauft. „Das ist auch besser zu verrechnen.“Dass sich auch die junge Generation für das Hobby der Philatelie interessiert, zeigen die Kinder und Jugendlichen, die sich im extra für sie eingerichteten Bereich scharten. Für wenige Cent konnten sich die jungen Sammler hier die ersten Exemplare für ihre Sammlung sichern. Franziska Reuß hat bereits einen kleinen Schatz zusammengetragen, seit sie vor rund drei Jahren durch ihren Großvater zum Briefmarkensammeln kam. „Ich sammle gerne Schweine, das sind meine Lieblingstiere, aber auch Motive von Pferden und Fischen habe ich in meiner Sammlung“, berichtet die Elfjährige. In diesem Jahr waren wieder Raritäten zu sehen. So hatten viele Sammler Briefe aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs zusammengetragen. Aber auch Jubiläumspostkarten waren darunter wie jene, die anlässlich der Feier des 25-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft zwischen Nürtingen und dem französischen Oullins im Jahr 1987 aufgelegt wurde.

Neue Formen der Briefmarke

Zwar sind Postwertzeichen, wie die Briefmarke offiziell genannt wird, auch in der Zeit von E-Mail und Telefax nicht ausgestorben, doch vollzieht sich auch hier ein Wandel. Besonders Firmen verwenden heute statt der bunten Marken meist Frankiermaschinen, die einen Code auf den Umschlag drucken. Doch auch dieser Form der Frankierung haben sich bereits Sammler angenommen. Hans-Dieter Lawatsch, der aus Grafenau-Detzingen zum Großtauschtag angereist war, sammelt die sogenannten Maschinentypen, meist einfarbig aufgedruckte Kombinationen aus Poststempel und maschinenlesbarem Code, die oft auch mit Werbebotschaften von Firmen oder Regionen verbunden werden. „Ich interessiere mich für die Wertzeichen, andere Sammler konzentrieren sich auf die Werbung, die mit aufgedruckt wird.“

Er sieht sein Hobby auch als Beitrag zur Wahrung eines Stücks Geschichte. „Wenn einer das nicht sammelt, ist die Firma einige Jahre nachdem sie erloschen ist, vergessen“. Oft kämen auch Firmen auf ihn zu, die für den Aufbau eines Firmenarchivs Unterlagen suchen, sagt Lawatsch. Trotz dieser Veränderungen sieht Siegfried Stoll aber nicht die Gefahr, dass die Briefmarke aussterben wird. „Sie wird es weiter geben, sie ist ein Transportmittel der Kultur der jeweiligen Staaten.“ Eine weitere Neuerung sind Postwertzeichen der privaten Postdienstleister. Zwar widmen sich diesem Markt erst wenige Sammler, doch gibt es auch für diese Marken Liebhaber.

Wer auf der Börse passende Marken für seine Sammlung entdeckte, aber Zweifel am Wert hatte, der konnte sich an die Fachleute vom mobilen Beratungsdienst des Landesverbandes Südwestdeutscher Briefmarkensammelvereine wenden. Sie untersuchten anhand vielfältiger Merkmale die Echtheit der Marke. „Bei einer ungebrauchten Marke schaue ich, ob sie eine einwandfreie Gummierung hat und ob alle Zähne da sind“, erklärt Fachmann Jürgen Straub.

Kennzeichen von Fälschungen

Ein weiteres Indiz sind die Stempel, diese müssten zeitgerecht aufgebracht sein. So komme es beispielsweise vor, dass Fälscher die Marke mit einem Datum abstempeln, zu dem die Marke schon gar nicht mehr im Umlauf war. Das Stempeln erhöht den Wert einer Marke um ein Vielfaches, erklärt Straub anhand des „Michel“, des großen Sammlerkatalogs. Ein weiterer häufiger Fehler der Fälscher lässt sich durch eine UV-Lampe leicht erkennen. Denn nur moderne Kleber enthalten Inhaltsstoffe die im blauen Licht fluoreszieren.

Wie wichtig es ist, sich vor dem Kauf an die Fachleute zu wenden, zeigte sich auch beim Tauschtag. Einen Sammler konnte Straub davor bewahren, 2000 Euro für ein gefälschtes Exemplar zu zahlen.

Flankiert wurde die Veranstaltung von zwei Fachvorträgen zu den Themen „Besonderheiten aus dem Sammelgebiet der Pfennigmünzen aus der Zeit des Deutschen Reiches und Krone Adler“ sowie zur „Währungsreform in der Französischen Zone im Jahre 1948“, die großen Zuspruch fanden.



Auch Kinder kommen beim Großtauschtag auf ihre Kosten: Für wenig Geld können sie hier den Grundstock für eine Sammlung legen. (Foto: nz)

(Quelle: http://www.ez-online.de/lokal/esslingen/kreisesslingen/Artikel523821.cfm )
 
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