Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 08.03.2010 14:58:20 Gelesen: 1170585# 270@  
Gezackter Geschichtsunterricht - Tauschtag im Bürgerhaus Erbenheim - Vorbereitungen für 125-jähriges Bestehen

Von Anja Baumgart-Pietsch

Wiesbadener Tagblatt, Erbenheim (22.02.10) - "Jemandem seine Briefmarkensammlung zeigen" kann ja auch etwas ganz anderes bedeuten. Aber nicht im Bürgerhaus Erbenheim, wo der Wiesbadener Briefmarkensammlerverein zweimal pro Jahr seine Großtauschtage ausrichtet. Dort geht es wirklich um die gezackten Kostbarkeiten, die sich die Philatelisten gegenseitig zeigen, verkaufen und tauschen. Und ein bisschen Geschichtsunterricht ist dabei immer inbegriffen.

Zum Beispiel bei Sammlungen mit alten Postkarten aus den deutschen Kolonien. Wer weiß schon so ganz genau, welche Länder einstmals dazugehörten? In speziellen Sammleralben, die von Briefmarkenfreunden angelegt wurden, kann man lange stöbern und dabei vergangene Zeiten Revue passieren lassen.

Viele Sammler, erklärt Peter Heck vom Wiesbadener Verein, richteten sich nach Epochen, andere nach Ländern und wieder andere sammelten nach Motiven, zum Beispiel aus Flora und Fauna. Und manche haben eben auch Briefumschläge und Postkarten abgeheftet, über deren Absender und Empfänger man nur noch spekulieren kann. Ganz interessant ist es auch für den Laien, in den dicken Alben zu blättern, die die Sammler auf die Tische im Bürgerhaus gepackt haben.

"Wegen des Wetters sind dieses Mal leider ein paar weniger gekommen als sonst", bedauert Peter Heck. Dennoch sind die Tische umlagert, die Kuchentheke der Vereinsmitglieder gut besucht. Auch Horst Goy aus Frankfurt ist mit Teilen seiner Sammlung angereist. Er hat zum Beispiel einen Brief von Wiesbaden nach Rennerod aus dem Jahre 1857 dabei. Vier Kreuzer wurden als Porto vom Empfänger kassiert, erklärt er die Zeichen auf dem Umschlag. Er hat das Hobby von seinem Vater übernommen - und die Sammlungen gleich mit, erzählt er. Bei den Tauschtagen in Erbenheim ist er Stammgast. Man kennt sich untereinander, "aber es sind auch jedes Mal wieder Neue dabei", sagt Peter Heck.

2010 ist für den Verein das Jahr seines 125. Jubiläums. Aus diesem Grund bereite man anstelle des Herbst-Tauschtages etwas ganz Besonderes vor: Die "Nassau-Phila", erklärt der Vereinsvorsitzende. Vom 8. bis 10. Oktober gibt es im Biebricher Schloss eine große Ausstellung mit internationaler Beteiligung, eine "Rang-2-Ausstellung", erläutert Heck, die also bestimmte Sammlerkriterien erfüllt. Gezeigt werden dort unter anderem Exponate, die noch nie auf deutschem Boden zu sehen waren, wie zum Beispiel die "Philbrick-Collection", die sich mit der ältesten Briefmarke der Welt, der "Penny Black", einer englischen Marke aus dem Jahre 1840, befasst. Auch das älteste Briefmarkenalbum der Welt, ebenfalls englischer Herkunft, wird gezeigt, sowie der so genannte "Preußen-Fund": "Hier hatte sich seinerzeit die preußische Post aus England Musterbögen der ersten Perforationsmarken schicken lassen", erklärt Peter Heck.

Eine Thurn-und Taxis-Sonderausstellung wird ebenfalls in Biebrich dabei sein, darin zum Beispiel ein Einschreibebrief, der im Jahre 1860 aus dem Biebricher Schloss an den Buckingham Palace geschickt wurde. Auf dieses philatelistische Großereignis - natürlich mit Rahmenprogramm - bereitet sich der Wiesbadener Verein schon intensiv vor.



Auch Birgit Grebe (links) und Kerstin Rock haben sich dem Briefmarkensammeln verschrieben (wita/Uwe Stotz)

(Quelle: http://www.wiesbadener-tagblatt.de/region/wiesbaden/stadtteile/erbenheim/8465844.htm )
 
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