Thema: (?) (266/274) Corona als Sammelgebiet
DL8AAM Am: 28.01.2021 19:48:37 Gelesen: 70702# 212@  
Hier eine weitere coronale Sendung, die sogar einen Touch von moderner Postgeschichte hat:



Absender ist das niedersächsische "Ministerium für Soziales" in Hannover; Standardbrief, frankiert per DV-Frankatur vom 18.01.2020 zu 80 Cent (Produktschlüssel:1 - Kundennummer: 7000431515), verschickt wurde eine Infoschreiben mit Impfinformationen an "zuhause lebende Personen die 80 Jahre und älter sind".



... aber das philatelistisch bemerkenswerte, zumindest für postgeschichtlich Interessierte, fällt dem aufmerksamen Leser in der Fußzeile auf:



Das heisst der Produzent dieses Mailings ist die Posttochter Deutsche Post Direkt GmbH. Da fragt man fragt sich doch warum? Vereinfacht gesagt, weil ... das staatliche Sozialministerium aus Datenschutzgründen nicht die staatlichen Meldedaten nutzen darf, um die Zielgruppe postalisch zielgenau zu erreichen. Also muss man auf die "Vermietdatenbank" der Deutschen Post zurückgreifen [1][2], was natürlich auch bedeutet, das nicht jeder erreicht wird und sogar seit Jahrzehnten verstorbene Personen noch angeschrieben werden [3]. Was irgendwie etwas über die Qualität der "Postdatenbanken" ausssagt... ;-) Inzwischen hat nun auch das Ministerium selbst eine Stellungnahme dazu abgegeben [4].

Meine Mutter, die weder bei Quelle oder Amazon je etwas im Versandhandel (unter ihren Namen) eingekauft hat und eigentlich auch nie "Werbetechnisch" aufgefallen ist, hat kein Schreiben bekommen. Auch meine Schwiegereltern, ebenfalls keine Versandhandelskunden, wurden beide nicht angeschrieben.

Datenschutz par excellence, auf aller höchsten Niveau.

Beste Grüße
Thomas

Nachsatz: Eine weitere für Postgeschichtler vielleicht interessante Info am Rande:
F: Was kostet das Informationsschreiben das Land?
A: Die Kosten für die Aussendung des Schreibens (etwa 200.000) belaufen sich auf rund 28.000 Euro zuzüglich Porto und Mehrwertsteuer. [4]
d.h. etwa 7 Cent pro Brief.

[1] https://www.noz.de/deutschland-welt/niedersachsen/artikel/2205833/impf-schreiben-an-ueber-80-jaehrige-warum-niedersachsen-auf-adresslisten-der-deutschen-post-zurueckgreift
[2] https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_89279902/corona-impfung-niedersachsen-datenschutz-behindert-versand-von-briefen.html
[3] https://www.nwzonline.de/politik/corona-impfungen-infoschreiben-tote-panne-niedersachsen_a_50,11,3630253527.html
[4] https://www.ms.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/presseinformationen/stellungnahme-zur-nutzung-der-vermietdatenbank-der-deutsche-post-direkt-gmbh-fur-das-informationsschreiben-des-landes-an-impfberechtigte-personen-ab-80-jahren-196172.html
 
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