Thema: Philatelie: Sind Sie Sammler oder Philatelist ?
Lars Boettger Am: 18.03.2010 17:36:57 Gelesen: 64510# 70@  
@ Günther [#66]

Hallo Günther,

grundsätzlich finde ich Deine Seiten gut - aber sie stellen m.M. nach Deine persönliche Meinung dar und ich würde mich hüten, sie als "allgemeingültig" zu bezeichnen. Konkretes Beispiel:

Bei allem, was gesammelt wird, sind Betrüger nicht fern: Briefmarken, Stempel, Briefe, alles was gesammelt wird, wird auch gefälscht, repariert, verändert.

Ja, das ist so. Wobei ich der Meinung bin, dass vielen Sammlern nicht bewusst ist, in welchen Bereichen gefälscht wird.

Diese Leute machen das meistens so geschickt, daß es der Sammler selbst nicht erkennen kann.

Nein. Die meisten Fälscher sind strunzdoof. Die meisten Fälschungen ebenfalls. Wenn die Sammler in ihre Katalog kucken würden und die Grundbegriffe "Zähnung", "Wasserzeichen", "Stempeltypen" kennen würden, wären 90% aller Fälschungen unproblematisch.

Besonders ärgerlich ist dabei, daß man viel Geld für etwas bezahlt hat, das überhaupt nichts wert ist.

D'accord.

Um solche Dinge zu erkennen, gibt es amtliche Prüfer.

Nein. Es gibt freie Prüfer, Prüfvereinigungen, Prüfvereine, Prüfer in ArGen usw., aber einen "amtlichen Prüfer" hab ich noch nicht getroffen.

Sie prüfen und kennzeichnen gegen eine Gebühr Briefmarken als ECHT, GEFÄLSCHT, STEMPEL FALSCH oder teilen mit, daß sie "nicht prüfbar" sind oder auch z.B. nachgezähnt. Bei als "ECHT" geprüften Briefmarken kann man daran, wie die Prüfzeichen gesetzt wurden, erkennen, ob die Marke einwandfrei oder mehr oder weniger beschädigt ist.

Richtig.

Empfehlenswert, weil am leichtesten wieder zu veräußern, sind "bestgeprüfte" Marken, also solche, bei denen das Prüfzeichen direkt an der Zähnung angesetzt ist.

Ja - aber was ist mit geschnittenen oder durchstochenen Marken (kleinkariert, ich weiss)

Die einzige Möglichkeit zu verhindern, daß man betrogen wird, ist also eine solche Prüfung, die ab einem Katalogwert von € 25,-- durchgeführt wird.

Wo steht das mit dem Katalogwert? Es gibt Grenzen für Atteste, Befunde oder Kurzbefunde. Geringwertige Marken werden nicht signiert, sofern eine Verwechslungs- oder Verfälschungsgefahr vorliegt.

Man sollte also entweder nur geprüfte Marken oder unter dem sogenannten "Prüfungsvorbehalt" kaufen, bei dem der Verkäufer die Marke zurück nimmt, wenn sie als "FALSCH" oder manipuliert erkannt wird.

Ein Verkäufer - sofern er nicht anders anbietet - hat eine echte und einwandfreie Marke zu liefern. Alles andere führt zu Rückgaben. Die kann man auch nicht ausschliessen - schwierig ist aber oft die Durchsetzung, gerade bei kleinwertigen Marken.

Briefmarken mit einem Katalogwert ab € 25,-- sollte man prinzipiell nicht ungeprüft, zumindest aber unter "Prüfvorbehalt" kaufen!

Das würde ich nicht unterschreiben. Es gibt viele Marken, die trotz deutlich niedrigerem Katalogwert nur geprüft erworben werden sollten, es gibt Marken mit drei- und vierstelligen Katalogwerten, die ich ohne Prüfung jederzeit kaufe. Ausserdem nützt es einem nichts, wenn es gar keinen Prüfer für ein Sammelgebiet gibt.

Mann sollte auch darauf achten, daß vom Verkäufer ausreichend Zeit für eine Prüfung eingeräumt wird. Diese kann locker auch mal 6 oder 7 Monate dauern.

Ob sehr viele Anbieter darauf eingehen?

Persönlich fehlen mir noch Hinweise auf Altsignaturen und Prüfzeichen(ver)fälschungen, Unterschiede Signatur/Attest usw.

Das ist ein Beispiel, dass zwar gut gemeint ist, aber einem unerfahrenem Sammler falsche bzw. unvollständige Informationen liefert.

Beste Sammlergrüsse!

Lars

P.S. Ich habe ein Faible für Sammlerbriefe und "gemachte" Belege. Wer die Philateliegeschichte dokumentieren will, kommt daran nicht vorbei. Da zahle ich gerne entsprechende Beträge für schöne Sachen. Die sind auch nicht "wertlos". In anderen Ländern ist die Meinung auch zu den postseitigen Produkten nicht ganz so religiös wie in Deutschland.
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/2238
https://www.philaseiten.de/beitrag/25903