Thema: Dänemark
Lars Boettger Am: 29.03.2010 11:45:34 Gelesen: 41673# 40@  
@ Harald Zierock [#1]

Hallo Harald,

ein paar Gedanken zu der Dänemark-Marke mit Mexiko-Stempel:

Klassische Marken mit Fremdentwertung sind sehr selten und entsprechend gesucht. Je exotischer je besser. Normalerweise hätte ich auf einer Dänemark-Marke einen Stempel von Schweden, Norwegen oder Altdeutschland erwartet. Mexiko ist sehr ausgefallen.

Die Marke selbst ist ein Knochen. Der Stempel macht die Marke interessant. Ist er aber echt? Es könnte sein, dass ein Fälscher mit diesem "Trick" eine wertlose Marke zum Sammlerstück gemacht hat. Müsste ich die Marke prüfen, würde ich wie folgt vorgehen:

1. Marke echt? Nach Scan - ja.

2. Passt die Auflage? Mein DAKA-Handbuch nennt als Ausgabedatum das Jahr 1864 - danach kommen mehrere Auflagen bis ins Jahr 1868. Wenn ich die Auflage bestimmen kann, könnte ich das Stempeldatum vom 12/1865 plausibilisieren. Oder direkt als Fälschung identifizieren. Fremdentwertung sind für diese Marke im Handbuch nicht notiert bzw. bewertet.

3. Stempel echt? Nach Durchsicht mehrere Handbücher und Auktionskataloge habe ich keinen Stempelabschlag gefunden, der diesem gleicht. "Franco Mexico" oder "Franqueado Mexico" - das hätte ich gefunden. Aber "Correo Mexico"? Was soll das heissen? "Post Mexico"? Das wäre so, als ob es für die USA einen Stempel "Post USA" oder für Dänemark "Post Dänemark" gäbe. Da würde ich die MEPSI noch einmal bitten, den Stempel zu recherchieren.

4. Wie kommt die Marke nach Mexiko? Einfachste Erklärung, Brief aus Dänemark über Hamburg/England oder Frankreich per Dampfer nach Mexiko. Warum dann erst in Mexiko der Stempel drauf kam - na gut, könnte möglich sein. Da es keine direkte Verbindung gab, hätte es schon den vorherigen Postanstalten auffallen müssen. Ob die es allerdings gejuckt hätte? War ja nicht ihr Geld... Warum es die Mexikaner gejuckt hat? Gute Frage...

Verwendung innerhalb Mexikos durch dänische Bürger. Es gab eine (teure) mexikanische Post. Es gab keinen dänischen Postdienst. Diplomatenpost hätte m.E. nicht frankiert werden müssen. Aus Jux und Dollerei klebt keiner eine Marke auf einen Brief, die keine Frankaturkraft hat. Ich halte die Theorie für sehr weit hergeholt.

Anhand dieser "Checkliste" würde ich vorgehen und versuchen, die Echtheit des Abschlages zu belegen. Persönlich sehe ich die Chancen als sehr gering an, von einem Prüfer ein "echt und einwandfrei" zu erhalten (5%). Viel wahrscheinlicher ist ein "unbestimmt" (45%) bzw. ein "Stempel falsch (50%).

Wie gesagt, das wäre meine Vorgehensweise, wenn ich einen ähnlichen Fall präsentiert bekäme. Grundsätzlich ginge ich vom einfachsten aus (Fälschung/Jux) und würde mich dann zum unwahrscheinlichsten vorarbeiten (echt). Das müsste dann wirklich wasserdicht sein (Auflage der Marke + Nachweis, dass der Stempel in der Form und Farbe echt gebraucht aus dem Zeitraum vorliegt).

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
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