Thema: Christian Geigle Interview zu den Konkurrenzverbänden des BPP
drmoeller_neuss Am: 28.04.2021 11:43:01 Gelesen: 3247# 3@  
Wenn Herr Geigle mit der Aussage recht haben sollte, dass einige wenige BPP-Mitglieder einen Schaden angerichtet haben sollen, der "nach seriösen Schätzungen in den siebenstelligen Bereich gehen" soll, muss sofort gehandelt werden. Die falschen Atteste und Prüfungen lösen sich ja nicht in Luft auf und sind noch im Markt. Sammler und Händler bieten solche Stücke mit dem Vertrauen auf die "Marke BPP" mehr oder weniger unbedarften Käufern an. Wer die Auktionskataloge und Preislisten durchblättert, wird viele Angebote mit Jahrzehnten alten Attesten finden. Einige Händler wissen sehr wohl, was sie tun.

Hier muss der BPP aufklären und warnen. Das ist keine angenehme Aufgabe für Herrn Geigle, aber wenn sich die Warnmeldungen auf Fakten berufen, kann er dem "einsetzenden Bashing seitens der betroffenen ehemaligen Kolleg*innen und ihrer heutigen Unterstützer" recht gelassen entgegen sehen. Herr Geigle muss aber auch die Frage beantworten, warum damals die Aufsicht im BPP versagt hat, und was sich seitdem geändert hat, um ähnliche Vorfälle in der Zukunft zu vermeiden.

Persönlich halte ich die Schadenshöhe im "siebenstelligen Bereich" doch für etwas überzogen. Das entspräche dem Jahresumsatz einzelner großer Auktionshäuser in Deutschland.

Der Rest des Interviews steckt voller Widersprüche: Warum schadet der VP der deutschen Prüfkultur, wenn die Anzahl der Prüfungen "vollkommen unbedeutend" ist und "nur in homöopathischen Dosen" am Markt auftreten? Und das wichtige Prüfgebiete nicht abgedeckt sind, ist ein Problem des BPP, nicht des VPs.

Herr Geigle bleibt wieder einmal den Beweis schuldig, dass der VP schlechter prüft als der BPP. Auch der BPP hält sich mit Statistiken über den Anteil an Fehlprüfungen am gesamten Prüfgeschehen zurück. Alle Prüfer sind nur Menschen und machen auch einmal Fehler, vor allem, wenn sie unter Zeitdruck arbeiten. Wenn alle Prüfer des BPP unfehlbar wären, könnte man sich die Beiträge zur Haftpflichtversicherung sparen.

Was niemanden nutzt, ist das journalistische Ausschlachten einiger weniger Fehlprüfungen auf stampsx, egal von welchem Verband.

Kommen wir zum positiven: Wie ich so höre, hat sich der Umgang der Prüfer mit den Kunden deutlich verbessert. Das zeigen auch die Umfragen auf den Philaseiten. Die Sammler sind mit beiden Verbänden zufrieden. Prüfer antworten zeitnah und spielen nicht mehr monatelang "Toter Mann" und erklären auch einmal ausführlich ein Attest am Telefon, obwohl das nicht zum Prüfauftrag gehört. Auch von überhöhten Prüfgebühren liest man nichts mehr. Scheinbar hat hier die Konkurrenzsituation zu einer allgemeinen Verbesserung des Kommunikationsstiles geführt.

Und zu der Anzeige des VPs in der Verbandszeitschrift "Philatelie": Der BDPh ist als steuerbegünstigter Verband der gesamten Philatelie verpflichtet, und nicht einzelnen Mitgliedsvereinen. Daher ist es nur konsequent, den VP zu berücksichtigen. Anders sieht es mit Anzeigenkunden aus, die offensichtlich der Philatelie schaden. Die Verbandszeitschrift nimmt seit Jahren keine Anzeigen mehr von Nachgummieranstalten auf, mit dem Wissen, dass die meisten Nachgummierungen mit betrügerischen Absichten in Auftrag gegeben werden.

Zuletzt sehe ich die Schirmherrschaft des APHVs sehr kritisch. Der BPP sollte ein unabhängiger Gutachterverband sein, und sich nicht von einer Partei hofieren lassen. Es gibt immer wieder Diskussion über "verkaufsfreundlich" formulierte Atteste und über die bevorzugte Bearbeitung von Prüfsendungen gewerblicher Kunden. Wenn ich Probleme mit einem Mieter habe, greife ich auch auf einen unabhängigen Gutachter zurück und nicht auf die Empfehlung des Mieterbundes. Der BPP hängt nicht am Tropf des APHVs und sollte unabhängig auf dem Prüfermarkt agieren.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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