@ Franz G. [#180]

Das ist die Definition der UPU, das ist eine rein vereinsinterne Nomenklatur, wie die Nomenklatur der Post. Wir, als Philatelisten, nutzen für unsere Zwecke schon immer eigene Bezeichnungen und Definitionen. Wir sprechen ja zum Beispiel auch bei den Eigenausgaben der DPAG sowie die der Privatpostanstalten von Briefmarken. Das das alles keine Briefmarken gemäß §43 PostG sind, bestreitet ja keiner, trotzdem handelt es sich philatelistisch gesehen um echte Briefmarken.

Die oben genannten UPU-Regeln werden ja inzwischen nicht einmal mehr von der Post selbst angewendet. Wir erinnern uns an die Anfangszeit, als die Deutsche Post AG erstmals die individuellen Briefmarken (heute BRIEFMARKE INDIVIDUELL) herausgaben, diese waren in der Anfangszeit ja nur im Inland gültig, nicht im internationalen UPU-Postverkehr. Diese Beschränkung wurde aber von der DPAG sehr schnell fallen gelassen. Obwohl diese nicht 'von der zuständigen Behörde des jeweiligen Mitgliedslandes ausgegeben' werden, spricht selbst die Post hier von einer Briefmarke (was sie gemäß der o.g. UPU-Vorschrift nicht einmal dürfte, denn die Post, ist als UPU-Mitglied an dessen Vereinssatzung gebunden, im Gegensatz zu uns Philatelisten). Selbst die bisherigen "Deutschland" ATM werden übrigens auch nicht von der Behörde herausgegeben, sondern in kompletter Eigenregie durch die DPAG (obwohl dort Deutschland und nicht Deutsche Post eingedruckt ist).

Der MICHEL umgeht dieses Problem, in dem er die "behördlichen" Deutschland-Briefmarken korrekterweise von den Briefmarken-"Eigenausgaben der DPAG" separiert und in eigenen Kapiteln katalogisiert. So wie auch die ATM separat gelistet werden. Ebenso wie die Privatpostbriefmarken. Zu den katalogisierten Eigenausgaben der DPAG zählen übrigens ja noch weitere Postwertzeichen, wie Produktmarken bzw. Zusatzdienst- (z.B. vorbezahle Einschreibe-) Labels. Das sind für uns alles Postwertzeichen (= Wertzeichen, die von einer Post herausgegeben werden, mit Briefmarkencharakter), egal was die UPU, die Post oder das PostG darunter versteht.

Wie gesagt für uns Philatelisten ist lediglich a) die eigene, traditionell philatelistische (aktuell gültige) Definition (zu finden im MICHEL) sowie - was sogar noch wichtiger ist - b) die wirkliche postalische Funktion entscheidend. Und da bleibt keinerlei Spielraum für "abweichende" Interpretationen. Es ist ganz einfach, man muss nur die Liste durchgehen und wenn alles OK-abgehakt ist, dann ist das halt, was es ist.

Übrigens, wenn wir die Absätze 5.2 und 5.3 ernst nehmen würden, wären etwa 90% der weltweiten Briefmarken, keine Briefmarken mehr. Ebenso würden gemäß 3.1. viele der katalogierten Briefmarken, auch keine mehr sein. Wir sprechen übrigens auch bei Ausgaben von Ländern, dessen Post kein UPU-Mitglied ist, von Briefmarken - und das betrifft nicht nur Taiwan.

Beste Grüße
Thomas