Thema: (?) (5) Wertschätzung und Bewertung von Stempeln
filunski Am: 05.05.2021 11:22:01 Gelesen: 1595# 4@  
@ Parachana [#1]

Hallo Uwe,

eine mehr als berechtigte Frage und sicher nicht in ein paar Sätzen oder auch mehreren Forumsbeiträgen hier beantwortbar. Ganz im Gegenteil, man könnte Bücher dazu schreiben. Zwei fundierte Antworten aus qualifiziertem "Munde" hast du ja schon erhalten ([#2]+[#3]).

Ich will mich auch dran versuchen und freue mich natürlich auch als "Stempelfreak" bei dir erste, vielleicht schon fortgeschrittene (?) Anzeichen der drohenden "Stempelkrankheit" zu erkennen. Die ist meist unheilbar, lässt sich, einmal infiziert, nicht aufhalten, ansonsten aber völlig unbedenklich. ;-)

Stempel und Stempelkunde sind ein unverzichtbarer Teil der Philatelie an der kein mehr oder weniger ernsthafter Philatelist (außer vielleicht reine "Postfrisch-Sammler") vorbei kommt. Sind es ja gerade die Stempel die bei Marken, insbesondere aber Belegen über Gut und Böse entscheiden und darüber ob ein Beleg sammelnswert ist oder nur noch für die Tonne taugt. Deshalb beschäftigen sich nicht zuletzt nicht nur Prüfer, sondern viele Stempelspezialisten und -sammler mit dem Thema und in der zweitgrößten, deutschen philatelistischen ArGe [1] haben sich einige Hundert "Stempelfreunde" organisiert und arbeiten seit Jahrzehnten an dem Thema.

Zu vielen Stempelgebieten gibt es auch reichlich Literatur und oft werden die Stempel darin auch monetär bewertet. Ob diese Bewertungen auch immer in Euro erzielbar sind, ist eine andere Geschichte, aber sie geben zumindest darüber Aufschluss, wie häufig die bewerteten Stempel vorkommen.

Sonder-/Gelegenheitsstempel und auch Maschinenstempel sind dabei meist sehr gut erfasst und auch erforscht. Nicht so, die ganz normalen Tagesstempel (außer Altdeutschland), die findest du aber in den beiden führenden Datenbanken. Was du dort nicht findest sind Bewertungen. Diese sind auch oft sehr persönlich und schwer nachvollziehbar.

Unbestritten wird jede Marke und erst recht jeder Beleg durch klare, saubere und zeitgerechte Stempel aufgewertet. Dies ist auch ein Grund, weshalb es auch Unmengen an Stempelfälschungen gibt. Du siehst schon, bei diesem Thema kommt man leicht in viele verschiedene "Fahrwasser".

Zu den Tagesstempeln findest du manchmal auch Lektüre und/oder Aufstellungen bei örtlichen Vereinen für ihren begrenzten Interessensbereich. Manchmal kann dir da vielleicht auch der Eine oder die andere Stempelredakteur/-in weiter helfen.

Gerade bei Tagesstempeln gibt es auch durchaus seltene und manchmal auch hochbezahlte Exemplare. Hier mal nur ein paar Beispiele dazu:



(5c) RUDAMINEN (Kr WILNA) (RUDAMINA, VILNIUS) / b

Ein Tagesstempel aus der Zeit der deutschen Besetzung. Dieser auf Marke oder gar Beleg wird nicht nur von Spezialisten gesucht, sondern auch gut bezahlt.



NÜRNBERG 2, der früheste deutsche Handrollstempel (als solcher auch von führenden Fachleuten des Sammelgebiets Bayern lange gar nicht als solcher erkannt). Belege mit diesem Stempel, die man kaum findet, werden bei Auktionen teuer verkauft.



(13b) BRANNENBURG-DEGERNDORF / DPST / a, ein Tagesstempel einer Devisenpoststelle. Einen echten Beleg mit diesem Stempel wird dir auch jedes seriöse Auktionshaus mit Kusshand abnehmen.

Aber selbst aus heutiger Zeit kann man mit ein wenig Glück, Zufall und nicht zuletzt auch Wissen, kleine "Schätzchen" finden. Wie dieser Beleg zeigt.



Gelaufene Postkarte mit Tagesstempel HOHENTEGEN / zz / 79801. Vielleicht erinnerst du dich an ein mal gelaufenes Sonntagsrätsel? Den Ort gibt es gar nicht! Es gibt aber den Ort Hohentengen (mit N). Ein falsch angefertigter Stempel der nur wenige Tage im Einsatz war. Würde in der Nähe nicht einer unserer aufmerksamen Stempelredakteure wohnen, wäre der wahrscheinlich unentdeckt wieder verschwunden. Aber ob sich solch ein Stempel finanziell höher bewerten lässt, ist eine ganz andere Frage.

So, nun habe ich erst mal genug dazu geschrieben, sicher noch nicht das letzte Mal. ;-)

Viel Spaß weiterhin mit den Stempeln.

Viele Grüße,
Peter

[1] https://www.poststempelgilde.de/
 
Quelle: www.philaseiten.de
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