Thema: Marken bestimmen: Japan
ragiko Am: 09.05.2021 06:29:59 Gelesen: 38588# 141@  
@ peno [#140]

Hi Peno,

beide Karten sind mit den zur Zeit des Versands üblichen Dauermarken zum korrekten Portosatz von 4 sen für Auslandspostkarten frankiert.

Die Nummern sind für 1 sen braun Nr.76 (Michel 0,50), für 3 sen karmin Nr.95 (0,50), und für 4 sen rosa Nr.79b (3,50), also nichts von hohem Wert. Beide Karten sind offenbar vom selben Absender an denselben Empfänger gerichtet und eher nicht philatelistischer Natur.

Die zuerst versandte Karte mit der zusammengesetzten Frankatur ist in Wakayama 39.5.28 aufgegeben. Das ist der 28.Mai 1906 nach unserem Kalender. In Wakayama existierte keine nennenswerte Kolonie von Ausländern, Tourismus war auch noch relativ unbekannt, weshalb dort weder Marken im erforderlichen Portosatz noch ein Stempel in Lateinschrift vorrätig waren. Die Laufstempel in Lateinschrift wurde deshalb erst in Osaka ergänzt, noch am selben Tag. Handschriftlich notiert wurde "Via America by first mail", also bitte mit dem ersten erreichbaren Dampfer via San Francisco. Diese Strecke dauert etwas länger, weshalb der Ankunftstempel vom Juli datiert.

Die danach versandte Karte mit der 4 sen Frankatur trägt einen japanischen Stempel als Entwertung der Marke, der vermutlich Nagoya lautet, aber nicht klar zu erkennen ist. Auch bei dem beigefügten Stempel in Lateinschrift, für Auslandspost vorgeschrieben, ist die Ortsangabe nicht lesbar. Das Datum lautet 40.1.24, das entspricht dem 24. Januar 1907, und fast genau einen Monat später kam die Karte in Langenberg an. Oben handschriftlich vermerkt steht Per S.S. Empress of China, das ist der Name des Postdampfers (S.S. = Steam Ship). Darauf ist ein roter Kastenstempel "TOO LATE" angebracht, d.h., die Karte wurde erst mit einem späteren Linienschiff befördert. Zwischen dem Namen und dem Ort des Empfängers hat ein japanischer Postbeamter handschriftlich mit blauem Stift "Deutschland" in japanischer Schrift hinzugefügt, denn 1907 konnten nicht alle Postler in Japan lateinische Handschriften entziffern. Oder der Mensch, der mit dem Sortieren beschäftigt war, hat die Karte dem Lateinschriftspezialisten weitergereicht, der dann das Land für Japaner lesbar draufschrieb.

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