Thema: Deutsches Reich Ganzsachen Aufdruck Fälschungen
GSFreak Am: 10.05.2021 13:24:58 Gelesen: 2616# 8@  
Über die Aufbrauchausgabe der Französischen Zone mit dem Wertaufdruck B (OPD Freiburg) habe ich auf Grundlage von über 750 Karten einen 23-seitigen Beitrag im Rundbrief 92 (Februar 2020) der ArGe Deutsche Notmaßnahmen ab 1945 e.V. [1] verfasst. Der Schwerpunkt galt den Aufdruckunterschieden. Ich habe 27 Druckplatten herausgefunden.

Die Überdeckung des Hindenburg- oder Hitler-Wertstempels erfolgte generell mit 8 auf Abstand gesetzten gleichen Balken mit den Abmessungen 18 mm x 2 mm. Diese 18 mm sind eine genormte Länge im Bleisatz und entsprechen 4 Cicero. Die Gesamthöhe der Wertstempelüberdeckung ist rd. 22,5 mm, sodass der Abstand der einzelnen Balken untereinander rd. 0,9 mm beträgt. Manche Sammler sprechen von "Hitler hinter Gittern". Die erste Abbildung zeigt den normalen Aufdruck:



Nun kenne ich 6 Karten (alle mit Hindenburg-Wertstempel), bei denen die beiden unteren Balken kaum einen Abstand aufweisen. Dafür ist der Abstand zwischen dem zweiten und dem dritten Balken auffällig groß. Vier Karten befinden sich in meiner Sammlung und sind nachstehend gezeigt. Zwei weitere ungebrauchte Karten hatte ich vor vielen Jahren bei einer Delcampe-Auktion entdeckt und deren Scans in meinem Archiv als mögliche Aufdruck-Fälschung abgelegt.



Die drei gebrauchten Karten wurden am 05.07.1947 als Einschreiben von Koblenz aus verschickt, da waren die Ganzsachen mit dem Wertaufdruck B bereits ungültig. Daher wurden auch die erforderlichen 72 Pf. (12 für die Fernpostkarte und 60 Pf. als Einschreibgebühr) mit Briefmarken abgedeckt. Stempel und Einschreibzettel sind echt, die Karte nach Gießen hat einen Ankunftstempel, die beiden Karten nach Freiburg nicht. Allerdings ist bekannt, dass in Freiburg zu der Zeit häufig kein Ankunftstempel abgeschlagen wurde. Es kann sich somit um keine Aufdruck-Fälschung nach 1947 handeln.





Da bislang nur ungebrauchte Karten sowie die Verwendung als Postkartenformblatt (eben die drei R-Karten) bekannt sind sowie insgesamt der Druck auch sehr unsauber ist, dürfte es sich um eine Produktion von unbefugter Seite handeln. Bspw. ein Mitarbeiter der Druckerei hat Hindenburgkarten aus eigenem Bestand mitgebracht und diese mit der Abweichung gefertigt. Letztlich hat man sich offenbar nicht getraut, die Karten mit dieser Abweichung im Gültigkeitszeitraum in den Postverkehr einzubringen.

Hat jemand aus der Leserschaft weitere Karten mit dieser markanten Aufdruckabweichung, immerhin muss es ja offenbar noch mindestens eine weitere mit dem R-Zettel Nr. 220 geben?

Beste Grüße
Ulrich

[1] http://www.deunot.de
 
Quelle: www.philaseiten.de
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