Thema: Neuentdeckung: Deutsches Reich 154 I mit kopfstehendem Aufdruck
Stefan Am: 18.05.2021 18:59:38 Gelesen: 6088# 21@  
@ achim11-76 [#20]

Ich weiss nicht wie genau der Herstellungsprozess aussah, ob die Marken gedruckt wurden und dann auf die Papierrolle direkt der Überdruck aufgebracht wurde, oder ob es ein grosser Restbestand der Ur Marken waren, die bereits in Bögen geschnitten waren und dann einzeln in überdruckt wurden. Bei letzterer Vermutung würde naheliegen, das ein Bogen falsch rum eingelegt wurde.

Gemäß KOHL-Handbuch ([1] Seite 181) erfolgte der Aufdruck der Mi-Nrn. 154-157 auf bereits vorhandene Teilauflagen der Mi-Nrn. 140; 151 und 148. Es wurden keine neuen Auflagen für die anschließende Produktion der Aufdruckmarken hergestellt. Für die Mi-Nr. 154 wurden drei Druckaufträge (Hausauftragsnummern = HAN) der Urmarke Mi-Nr. 140 verwendet. Diese werden im Michel Deutschland-Spezial aufgeführt. Als Urmarken der Mi-Nr. 140 wurden bereits zurechtgeschnittene Schalterbogen der Platten- und Walzendrucke zu je 100 Briefmarken genutzt um diese in einer Druckauflage mit einem Aufdruck zu versehen. Aufgrund der Verteilung von Plattenfehlern wird vermutet, dass die Aufdruckplatte aus einzelnen Aufdrucktypen (demnach 100 Einzeltypen, keine verfielfältigten Druckstöckel als Einheit von bspw. zehn oder zwanzig Einzeltypen) zusammengesetzt wurde.

Der Versand der überdruckten Briefmarken an die Wertzeichenstellen bzw. Postämter erfolgte in Bogentaschen mit Schalterbögen zu 100 Briefmarken sowie in aufgeteilten "Bögen" à 25 Briefmarken. Dies lässt den Rückschluss zu, dass Druckausschuss (Makulatur) in der Druckerei durchgesehen und qualitativ vernünftige Viertelbogen zu 5x5 Briefmarken herausgetrennt wurden.

Bisher liegen in diesem Thema Abbildungen von zwei kopfstehenden Aufdruckmarken vor. In beiden Fällen handelt es sich um Exemplare vom rechten Bogenrand (Plattendruck). Dies kann ein reiner Zufall sein oder auf das Vorhandensein eines oder einzelner verkehrt herum eingesetzter Aufdrucktypen am rechten Bogenrand hindeuten, welche dann zeitnah (zu Druckbeginn nach wenigen überdruckten Bögen) bemerkt worden sind. Grundsätzlich ist auch nicht auszuschließen, dass ein zu überdruckender Schalterbogen verkehrt herum eingelegt wurde.

Gruß
Pete

[1] "KOHL Briefmarken-Handbuch Deutsches Reich 1872-1925" (Nachdruck von 1974)
 
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