Thema: Luxusgut Briefmarke - der Postkunde zahlt die Zeche
drmoeller_neuss Am: 31.05.2021 11:22:30 Gelesen: 4496# 22@  
@ Bendix Gruenlich [#14]

Zum Schluss noch eine Reiseanekdote: ich war mal in Helsinki und habe das Postmuseum besucht (sehenswert!). Temporärer Ausstellungsgegenstand waren privat gestaltete Briefmarken (also Rahmen amtlich, Foto privat). Und war das besser als die staatlichen Designs (von wegen Foto aussuchen und rein damit)? Das war bei den ersten zwanzig Marken lustig (es gab wohl so um die tausend), und dann wurde es langweilig. Alles drehte sich um die eigene Familie (jede Menge putzige pausbackige Säuglinge – mein Haus, mein Auto, meine Frauen....). Die Dimensionen passten einfach nicht, die Farben passten nicht, die Aufnahmen waren ohne technischen Pfiff und Reiz usw. usw. ...und die Welt der Gestalter war so klein. Ich habe die Ausstellung recht nachdenklich verlassen.

Wir sollten uns ein Beispiel an den Finnen nehmen. Wie Du geschrieben hast, haben die staatlichen Marken ein anständiges Design, ohne dass die Finnen dafür 8 Beamte als Aufpasser beschäftigen müssen.

Alle finnischen Marken sind selbstklebend, seit einigen Jahren auch die Blockausgaben. Ich verstehe nicht, warum die Sammler so auf naßklebenden Marken beharren. Sie sind unhygienisch, unpraktisch und werden häufig im Postbetrieb beschädigt, so dass man die ganze Frankatur wegwerfen muss.

Parallelausgaben für den Sammler und den Postbetrieb gibt es in Finnland nicht. Alle Marken erscheinen für 1-Klasse Briefe, d.h. für einen Standardbrief. Alle anderen Portostufen lassen sich daraus kombinieren. Nur wenige Ausgaben tragen eine Währungsbezeichnung. Auch in kleinen Poststellen werden Sondermarken verkauft.

Alle Marken bleiben unbegrenzt gültig, d.h. bei einer Portoerhöhung muss man sich nicht mit 2-Cent Ergänzungsmarken herumschlagen. Eine Marke von 1993 für einen 1-Klasse-Brief gilt noch heute für den gleichen Brief.

Allerdings ist auch das finnische Ausgabeprogramm in den letzten Jahren etwas üppiger geworden, in den neunziger Jahren waren es etwa 40 Briefmarken pro Jahrgang, jetzt ist man schon bei 60 Marken.

Das Porto ist sehr teuer in Finnland, ein Standardbrief kostet mit 1,85 EUR mehr als das Doppelte wie in Deutschland. Fairerweise muss man dazu sagen, dass Standardbriefe die Größe von deutschen Großbriefen haben dürfen und bis 50 Gramm gehen.

Der Beleg auf einer Steckkarte kostet damit in beiden Ländern fast das gleiche (Deutschland 1,55 für Großbrief, Finnland 1,85 für Standardbrief). Nach Deutschland kostet diese Sendung 2,75 EUR, umgekehrt nach Finnland 3,70 EUR wegen des Formates.
 
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