Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 01.05.2010 23:55:06 Gelesen: 1166713# 345@  
Jedes "Muggesäggeli" wird beachtet - Auf dem Briefmarken-Großtauschtag trafen sich vorwiegend Männer der älteren Semester.

Badische Zeitung, Freiburg (19.04.10) - Sie sammeln Briefmarken aus dem Vatikan, Poststempel von British Airways oder einfach alles mit Elefanten drauf. Beim 70. Südbadischen Briefmarken Großtauschtag kamen versierte Sammler von Münzen, Postkarten und natürlich Briefmarken im Bürgerhaus Seepark zusammen, aber auch weniger Bewanderte, die unverhofft zu einer Sammlung kamen.

"Briefmarkensammler sind seriöse, biedere, introvertierte Menschen", erklärt Udo Biener und zeigt auf die vielen weißhaarigen Herren in der Halle. Als der Händler vor Jahrzehnten mit dem Sammeln von Briefmarken begann, seien die sogenannten Philatelisten Herren zwischen fünfzig und achtzig Jahren gewesen. "Das ist heute auch noch so. Frauen sind auf der Messe nur dabei, wenn sie ihre Männer vom Geldausgeben abhalten wollen."

Biener und seine acht Mitarbeiter haben vier Tonnen Briefmarkenalben, Kataloge und Münzsammlungen ins Bürgerhaus gebracht, darunter Briefmarkenblöcke, die 5000 Euro wert sind. Das Ehepaar von Grote hingegen trägt nur zwei Pappkisten herein, in denen die Sammlung des verstorbenen Vaters liegt. Hilfesuchend wenden sie sich an Heinz-Jürgen Isele, den Vorsitzenden des Freiburger Briefmarken-Sammler-Vereins 1898. Doch Isele wagt keine Schätzung für die penibel geordnete und handschriftlich aufgelistete Sammlung. Er blickt in einen dicken Katalog und erklärt, dass bei dieser Marke aus dem Deutschen Reich bereits die Riffelung des Gummis darüber entscheide, ob das Exemplar 85 Euro oder 400 Euro wert sei. Fehlt nur ein Zahn am Rand, sei sie wertlos.

An einem Stand gleich am Eingang werden Briefmarken als Kiloware verramscht. Meistens aber sitzen die gediegenen Herren gelassen auf Stühlen und beugen sich mit Pinzetten und Lupen über dicke Alben. "Gestempelt oder postfrisch?", fragen die Händler und holen dann grüne, blaue, braune oder rote Alben aus ihren alten Koffern.

Es gibt die abenteuerlichsten Sammlungskonzepte

Die Sammler lesen auf der Suche nach bestimmten Exemplaren lange Zahlenreihen vor oder sie durchkämmen geduldig riesige Stapel von Ansichtskarten. Sogar Wühltische voller Briefmarken gibt es, in denen die Jäger unter den Sammlern auf reiche Beute hoffen.

"Ich sammle alles zum Thema Freiburg, alles, alles, alles", erklärt Jürgen Weckerle sein Sammlungskonzept. Auf der Bühne der Halle präsentiert er an einer Stellwand Marken der 1886 gegründeten ersten Freiburger Privatpost. Mit kleinen Pfeilen macht er auf Besonderheiten und Fehler in den 1-Pfennig-Marken aufmerksam. So weist etwa eine Abbildung des Wasserschlössles im rechten Bogen einen winzigen weißen Fleck auf, der fast nur mit der Lupe erkennbar ist. Der 65-Jährige nimmt sein Hobby mit Humor: "Die spinnerten Sammler achten eben auf jedes Muggesäggeli."



Manch ein Briefmarkenjäger hoffte auf unverhoffte Beute auf dem Wühltisch. (Foto: Thomas Kunz)

(Quelle: http://www.badische-zeitung.de/freiburg/jedes-muggesaeggeli-wird-beachtet--29879626.html )
 
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