Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
bayern klassisch Am: 09.09.2021 09:31:33 Gelesen: 119821# 533@  
Liebe Freunde,

ab 1.1.1861, also noch tief in der Zeit des Postvereins, war es möglich geworden, Recobriefe auch unfrei zu versenden, wobei gesagt werden muss, dass das Franko und die Recogebühr immer zusammen zu vereinnahmen waren, also bei frankierter Absendung zahlte der Absender das Franko und die Recogebühr, bei unfrankierter Absendung zahlte der Empfänger beides - Ausnahmen gab es nicht.



Als am 1.1.1868 der Norddeutsche Bund übernahm und aus DÖPV-Staaten nun Vertragsstaaten wurden, änderte man diesen Modus nicht und er war ja auch schon 7 Jahre so angewandt worden.

Dennoch tauchen bei der Betrachtung von Briefen der Vertragsstaaten, wie auch bei nationalen Briefen immer wieder Manipulationsprobleme auf, die man anhand der korrigierten Taxen und Gebühren leicht nachvollziehen kann, wobei in diesem Kontext noch gesagt werden muss, dass bei Porto-Recobriefen immer in der Währung der Abgabepost taxiert werden musste, was sich ja eigentlich von selbst versteht.

Ab 1.1.1868 betrug das Porto 2 Sgr. = 7x bis 1 Loth, über 1 - 15 Loth aber 3 Sgr. = 11x.

Die Recogebühr betrug einheitlich 2 Sgr. = 7x, so dass dergleichen Briefe entweder 4 oder 5 Sgr., bzw. paritätisch 14x oder 18x kosten mussten. Die Auswahl ist also nicht riesig und an den Fingern einer Hand abzuzählen ...

Ein Porto-Recobrief aus dem schönen Halberstadt vom 20.3.1868 an die Mechanische Bindfaden Fabrik in Immenstadt (Schwaben) zeigt uns aber auch, dass es für mathematisch weniger Begabte ein Problem sein konnte, seine 5 Finger einer Hand korrekt abzuzählen.

Unter der Reco-Nummer 373 schrieb man erst eine 2 auf, wofür das auch immer gut gewesen sein sollte. Dann überschrieb man die falsche 2 durch eine 4, also 4 Sgr. für einen Brief der 1. Gewichtsstufe und der Reco-Gebühr, aber das war offensichtlich auch falsch, denn der Brief lief ja nach Bayern und dort herrschte die Kreuzerwährung vor. Man strich auch dies wieder und notierte jetzt 18x, die 5 Sgr. entsprachen, jetzt also für einen Brief der 2. Gewichtsstufe zu 3 Sgr. und der Recogebühr, gerundet also 18 Kreuzer.

Ich weiß leider nicht, ob die Post des Norddeutschen Bundes bei schweren Recobriefen das ermittelte Gewicht notieren musste - bei preussischen Briefen war das der Fall eingehend wie ausgehend, hier bin ich mir nicht sicher und bitte um Aufklärung.

In jedem Fall kassierte Bayern diese 18x am 22.3.1868 vom Empfänger ein und überwies sie komplett an den Norddeutschen Bund.

Das Verhältnis von frankierten Recobriefen zu unfrankierten Recobriefen sehe ich bei 500 zu 1, man tut also gut daran, sich einer solchen kleinen Seltenheit anzunehmen und in seine Sammlung zu integrieren, wenn man zeigen will, was die Zeit damals so alles zu bieten hatte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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