Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Heinz 7 Am: 19.09.2021 12:17:41 Gelesen: 240890# 772@  
@ Heinz 7 [#462]
@ Heinz 7 [#463]

Wenn man von einer Zahl "12" die erste Zahl weglässt, so entsteht die Zahl "2" daraus. Beim Druck der primitiven Marken 1850 von British Guiana scheint genau dies passiert zu sein. Jedenfalls sieht die Marke auf diesem Brief nach einer "2 Cent" Marke aus, obwohl sie in der Farbe der "12 Cents"-Marke gedruckt wurde: blau!

Im umfassenden Handbuch zu British Guiana von 1970 von Townsend und Howe wird die Marke genau so beschrieben:

"12 Cents, with "1" of "12" omitted" und farbig abgebildet auf "Colour Plate A" nach Seite 32.



Ich habe bereits erwähnt, dass an den Ferrary-Auktionen dieser Brief zu wenig Beachtung fand. Wir dürfen wohl mit Sicherheit annehmen, dass Philipp La Renotière von Ferrary diese Rarität hoch einschätzte. Dafür spricht insbesondere die Tatsache, dass er die Marke nicht vom Brief ablöste, sondern sie auf dem Brief beliess! Das machte Ferrary nur ganz ausnahmsweise (er liess viele Marken von Briefen ablösen, weil er offenbar an Postgeschichte und Briefen kein besonderes Interesse hatte). Der 2-Cent-blau-Brief erhielt dann auch das Besitzerzeichen von Ferrary, den kleinen Kreis mit dem Dreiblatt-Kleeblatt.

Im Oktober 1921 kam der 2. Teil der Ferrary-Auktion zum Verkauf mit u.a. dem Los 199. Dort wurde dieser Fehldruck als "Variété" (also als Abart) bezeichnet, aber nicht abgebildet. Das war erstaunlich, denn sonst geizten die Auktionatoren nicht mit Fotos zu dieser Ausgabe. Nicht weniger als 49 "Cotton Reels"-Marken oder Einheiten wurden an dieser 2. Auktion verkauft, eine unglaubliche Anzahl (alle Ferrary-Auktionen zusammen gar 70 Units (Marken oder Paare)), wovon viele, viele fotographiert wurden.

Briefe mit "Cotton Reels" hatte Ferrary aber "nur" drei:

- Brief mit Paar der 2 Cents (schwarz auf blassrosa)
- ähnlicher Brief mit Paar der 2 Cents (schwarz auf blassrosa)
- oben gezeigter Brief mit Fehldruck 2 Cents blau.

Wie erwähnt wurde Los 199 der 2. Auktion dann nicht teuer verkauft, sondern ging zu einem sehr moderaten Preis weg. Wir dürfen vermuten, dass Maurice Burrus der Käufer war.

42 Jahre später tauchte dieser Brief wieder auf! Nun im Verkaufskatalog von Robson Lowe, als die ebenfalls legendäre Sammlung "BURRUS; 26 NOV. 63; BR. GUIANA" verkauft wurde.

Robson Lowe rückte nun aber das Los mit der blauen 2 Cents-Einzelfrankatur ins rechte Licht mit einem Schätzpreis von immerhin GB£ 5'000. Das war 1963 natürlich sehr viel Geld.

Auch Townsend & Howe würdigten diesen Brief 1970 in ihrem Handbuch. 1986 konnte Jakubek diesen Brief anbieten (siehe Beitrag 462).

Nun kommt dieser Brief wieder zur Auktion, am 14.10.2021 in Genf bei David Feldman: Los 30049. Der Katalogwert der Stückes wird angegeben mit GB£ 1'000'000 (Stanley Gibbons) bzw. US$ 950'000 (Scott). Auf welche Verkaufsdaten die Katalogherausgeber diese Werte begründen, entzieht sich meiner Kenntnis. Der Schätzpreis bei Feldman ist nun GB£ 400'000 bis 600'000. Es ist das am höchsten geschätzte Los der Auktion "British Guiana; the "Imperium" Collection".

Wir dürfen gespannt sein!

Heinz
 
Quelle: www.philaseiten.de
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