Thema: QSL Karten / Funkbestätigungskarten
DL8AAM Am: 12.10.2021 14:20:00 Gelesen: 8632# 33@  
@ Ameise [#32]

Werden solche Karten eigentlich gesammelt?

Hi Enrico,

gesammelt wird "alles". ;-)

Ansonsten werden QSL-Karten eigentlich nur von den beteiligten Partnern selbst gesammelt. Im Prinzip handelt es sich bei (Amateurfunk-) QSL-Karten nur um eine schriftliche (Nach-) Bestätigung für einen stattgefundenen Funkkontakt. Einen (Hobby-) Wert haben diese nur für diese beiden Partner. Man sammelt (belegt) damit u.a. "Punkte" für Leistungsabzeichen ("Awards"), von Länderpunkten (man will alle Länder der Welt an Hand der DXCC-Liste bestätigt haben) über alle Inselgruppen (gemäß der IOTA-Liste) bis zu "Lehrerpunkten" (man sammelt QSL-Karten von 100 Lehrern, die in einer RIA-Liste gelistet werden). Ich habe inzwischen wohl schon fast 100.000 dieser QSL-Karten in meiner eigenen Sammlung.

Vereinfacht gesagt, für "Fremde" haben diese QSL-Karten soviel Wert, wie eine fremde Teilnehmerurkunde von Bundesjugendspielen. Im Prinzip "keine". Interessant können diese werden, wenn diese ein gewisses Alter mit einen (techno-) historischen Dokumentationswert erreicht haben. Hier sprechen wir eher von der Vor-Vorkriegszeit. Oder von Karten von "berühmten Persönlichkeiten". Es gibt in Österreich zwar ein "QSL-Dokuarchiv" (um den ORF herum), das - vereinfacht gesagt - versucht von möglichst jedem Funkamateur eine QSL-Karte zu archivieren, aber das hat eher einen musealen Charkter.

Eine philatelistische Relevanz für uns haben hier auch eher nur postalisch gelaufene Karten (mit Frankatur) oder am Rande auch noch, wenn diese Karten über das weltweite interne "Postnetz" der Amateurfunkbände ("via IARU-Bureau") gelaufen sind und dann auch nur, wenn diese postdienstähnlichen Dienste mit entsprechenden Gebührenmarken "frankiert" wurden.

Namen und Adressen muss man hier nicht schwärzen, denn die Kombination Rufzeichen, Name und Adresse ist Allgemeingut. Das war und ist im Prinzip für jeden Funkamateur bekannt und diese Daten werden über entsprechende, frei zugängliche Medien, weltweit zur Verfügung gestellt. Die Datenquelle/n sind keine "Selbstauskünfte" der Funker, sondern die (Basis-) Daten stammen von staatlichen Stellen. Früher gab es dickste Bücher ("Callbook") in der weltweit sämtliche Funkamateure gelistet waren (wie ein Telefonbuch), heute gibt es diverse Onlinedatenbanken (wie qrz.com). Zusätzlich veröffentlichen die nationalen Fernmeldebehörden, in Deutschland ist das die BNetzA, in aller Regel entsprechende Listen ihrer Lizenznehmer inzwischen auch im Netz. Zum Beispiel in D, als Einzelabfrage bei [1] bzw. als inzwischen fast 800-seitige DIN A4-Gesamtliste als PDF [2] (Rufzeichen, Name, Lizenzklasse, Adresse bzw. Betriebsstandort). Da der Amateurfunkdienst ja ein eigener international Funkdienst ist, der dem Seefunk, Flugfunk und dem Festen Funkdienst, auf identischer Hierarchie-Ebene (fernmelderechtlich also 2-3 Ebenen über dem Polizeifunk), gleichgestellt ist, "müssen" diese Daten (wie die "Schiffsdaten") veröffentlicht werden und zusätzlich international auch zwischen allen nationalen Fernmeldebehörden (im Rahmen der ITU "International Telecommunications Union" der UN) ausgetauscht werden. Hier ist nichts geheim. Kim weiß, auf welchem Schreibtisch ein jedes Funkgerät weltweit steht und wie der Betreiber heißt - und ganz ohne Agentennetz. ;-)

Beste Grüße
Thomas

[1] https://ans.bundesnetzagentur.de/amateurfunk/rufzeichen.aspx
[2] https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Sachgebiete/Telekommunikation/Unternehmen_Institutionen/Frequenzen/Amateurfunk/Rufzeichenliste/Rufzeichenliste_AFU.pdf
 
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