Thema: Auktionsvorschau - aus den Auktionsangeboten
drmoeller_neuss Am: 03.11.2021 15:49:58 Gelesen: 40353# 147@  
208. Auktion Rauhut & Kruschel am 13. November 2021 in Mülheim an der Ruhr

Nach der Auktion ist bei Rauhut immer vor der Auktion. Alle zwei Monate fällt in Mülheim an der Ruhr der Hammer. Der Schwerpunkt von Rauhut & Kruschel liegt in der deutschen Klassik, wobei viele Lose im zweistelligen Ausruf auch für den kleinen Sammler erschwinglich sind.

Der neue Katalog kommt nicht mit spektakulären Pretiosen, aber vielen postgeschichtlich interessanten Stücken. Der Hingucker ist sicher eine vollständige Postanweisung von Lübeck mit Fahrpost-K2 nach Bramstedt. Nur wenige solcher vollständigen Postanweisungen sind erhalten. Wer sich an den üblichen Gebrauchsspuren und der Erhaltung der Marken (zweimal 1 1/2 Schilling, Lübeck Michel Nr. 14) stört, sollte besser Ersttagsblätter von der Versandstelle kaufen. (Los 1420, Ausruf 2000 Euro, keine Ahnung, warum das Rauhut unter "Mecklenburg-Schwerin" im gedruckten Katalog eingeordnet hat).


Los 1420 (Ausruf 2000 Euro)

Postgeschichtlich interessant ist eine Krone-Adler-Karte, die in München für die Weiterreise nach Italien noch einmal nachfrankiert wurde und nicht weniger als 8 Stempel aufweist (Los 817, Ausruf 60 Euro). Die Tücken des Postalltags sind mit einer Auslandspostanweisung von 1913 nach Italien dokumentiert. In der kleinen Postagentur Bernharswald kam der Postbeamte mit der Portostufe nicht zurecht. Die Unterfrankatur wurde im übergeordneten Postamt in Regensburg festgestellt, und die Karte ging wieder Retour in die Oberpfälzer Provinz (Los 831, Ausruf 300 Euro).


Los 817 (Ausruf 60 Euro) Los 831 (Ausruf 300 Euro)

Heimatsammler kommen bei Rauhut voll auf ihre Kosten. Die Stempel sind bei allen Einzelstücken im Text beschrieben, so dass sich nach bestimmten Aufgabeorten suchen lässt. Auch im Sammlungsteil finden sich viele interessante Lose. Eine Stempelsammlung der Frankfurter Postämter von 1 bis 22 wird für 500 Euro ausgerufen (Los 5795), eine weitere Sammlung befasst sich mit den Frankfurter Vororten und Umgebung. Die über 220 Belege aus der Vorkriegszeit starten bei 300 Euro (Los 5803). Es lohnt sich auch ein Blick in die Abteilung "Ansichtskarten": Los 7339 umfasst etwa 620 Karten aus dem Postleitzahlbereich 1000 bis 2972, d.h. Berlin bis Borkum (Ausruf 450 Euro). Wer zwischen 3300 Braunschweig und 3396 Altenau sucht, ist mit Los 7345 gut bedient, das 520 Postkarten umfasst und bei 350 Euro startet.

Schnäppchenjäger dürften unter den knapp 90 Wunderkisten mit Nachlässen der gängigen deutschen Sammelgebiete sicher etwas finden. Nach dem Motto "Alles muss raus" werden diese Lose gegen Höchstgebot ab 10 EUR verkauft. Darauf folgen etwa 350 Liquidationslose, die in den vergangenen Auktionen unverkauft blieben und jetzt im Ausruf deutlich reduziert sind.

Der Autor dieses Artikels schreibt nicht im Auftrag eines Verbandes, und weiss, dass in der Auktionsbranche nicht alles eitel Sonnenschein ist. Kommen wir zu den dunklen Seiten des Kataloges. Nein, damit sind nicht der auf grauem Papier gedruckte Sammlungsteil gemeint. Ich ziehe auch nicht den Auktionator anhand eines durchgerutschten faulen Einzellos auf. Das überlasse ich anderen Internetforen, bei über 5000 Losen kann das jedem Auktionator passieren.

Für Sammellose gelten andere Regeln. Der Auktionator kann nicht jede Marke umdrehen, eine gründliche Besichtigung und ein kritisches Auge für zweifelhafte Stücke sind Voraussetzung für die Abgabe realistischer Gebote. Der oberste Fälschungsbekämpfer der Republik, Jürgen Kraft, brachte es auf den Punkt: "Sammellose werden von denen gekauft, die am wenigsten Fälschungen erkennen". Der Käufer macht den Preis. Viele Sammler überschätzen ihr eigenes Wissen und kaufen Sammlungen dann zu teuer ein. Auf der anderen Seite bieten Sammellose auch Chancen, weil manches interessante Stück in der Masse nicht gleich entdeckt wird.

Kein Verständnis habe ich aber für Lose, wo der Auktionator genau weiss, was er anbietet. Im Los 5280 wird für 250 Euro Ausruf eine "saubere Partie von einigen hundert kpl. Sätzen" SBZ angeboten". Der Auktionator scheint von diesem Los selbst nicht überzeugt zu sein und schreibt "alles ungeprüft und die Stempel halten wir für zweifelhaft." Warum gibt man dann einen Michel-Katalogwert von "16.000,- für echt gestempelt" an? Das Los 6027 wird als "optisch dekoratives Los" angeboten und umfasst eine gestempelte Zusammenstellung von Einheiten und Zwischenstegpaaren der Infla-Flugpost-Ausgabe Holztaube. Auch hier ein Katalogwert für "echt gestempelt" von 24.000 Euro, natürlich unter Verwendung des Konjunktives, da alle Stempel ungeprüft sind.
Den Vogel schiesst Los 6034 auf der gleichen Seite ab. Ebenfalls Infla, beworben mit einem Katalogwert für echt von 180.000 EUR, wird das Los mit 300 Euro ausgerufen. In die gleiche Kerbe haut Los 6044, wegen des niedrigeren Katalogwertes von 100.000 EUR etwas günstiger mit 200 Euro ausgerufen. In beiden Fällen schreibt das Auktionshaus "Die Bühler-Signaturen werden jedoch nach unserer Einschätzung einer Nachprüfung nicht standhalten".

Hat das ein Auktionshaus nötig, dessen Inhaber gleichzeitig Vorsitzender des Verbandes der Briefmarkenversteigerer ist und Mitglied eines Händlerverbandes ist , der sich Fälschungsbekämpfung auf seine Fahnen geschrieben hat? Diese fragwürdigen Sammellose dürften im Gesamtumsatz des Auktionshauses im Rauschen untergehen.

Man kann sich schon denken, wer solche Lose kauft. Im idealen Fall ist es ein Katalog-Reichrechner, der sich die Sachen in den Schrank stellt, und das Problem auf seine Erben verlagert. In vielen Fällen gehen solche Posten an Kleinbetrüger, die diese Posten auflösen, und im Internet und auf Tauschtagen unters Volk kübeln. Wenigstens wird die ebay-Fälschungsbekämpfung nicht arbeitslos.

Zum Thema Corona: Unter Branchenkennern dürfte bekannt sein, dass sich Herr Rauhut nicht mit dem Internet anfreunden kann. Die Mülheimer setzen auf das gute alte Telefon, da "Computer abstürzen können und Telefonverbindungen immer zustande kommen". Wer persönlich bei der Auktion dabei sein möchte, muss sich vorher anmelden, da die Plätze beschränkt sind. Das gleiche gilt für die Besichtigung. Rauhut & Kruschel fahren konsequent die 2G-Regel: Besucher müssen gegen Corona geimpft oder vollständig genesen sein.

Ansonsten können Bieter ihre Gebote schriftlich oder per Email abgeben, sich durch einen der anwesenden Kommissionäre vertreten lassen oder telefonisch teilnehmen.

Der Katalog ist online unter http://www.rauhut-auktion.de und über Philasearch (http://www.philasearch.com) verfügbar. Kontaktdaten: Rauhut & Kruschel Briefmarkenauktionshaus GmbH, Harald Rauhut, Werdener Weg 44, 45470 Mülheim a.d. Ruhr, Tel. +49 (0)208 33098, Fax +49 (0 208 383552, E-Mail: info@rauhut-auktion.de, Internet: http://www.rauhut-auktion.de

[1]https://rauhut-auktion.de/katalog/208/Suche/5280
[2]https://rauhut-auktion.de/katalog/208/Suche/6027
[3]https://rauhut-auktion.de/katalog/208/Suche/6034
[4]https://rauhut-auktion.de/katalog/208/Suche/6044
 
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