Thema: Motiv Flugzeuge
filunski Am: 23.11.2021 00:06:24 Gelesen: 339458# 1361@  
@ DERMZ [#1360]

Hallo Olaf und alle Freunde des Themas,

es ist doch schön, wenn man selbst auf solch unscheinbaren Stempeln immer wieder mal eine "Kleinigkeit" entdeckt die hier ins Thema passt. ;-)

Genauso schön, finde ich es zumindest, wenn man die Philatelie mit weiteren interessanten Interessensgebieten oder Hobbys verbinden kann und so zu neuen Erkenntnissen gelangt und das Thema auch vielschichtiger angehen kann. Für mich, der ich beruflich selbst aus der Luftfahrt komme, die viele Jahre mein zentraler Lebensmittelpunkt war, war es vor vielen Jahren auch der Wiedereinstieg in die Philatelie über das Thema Flugzeuge/Luftfahrt im philatelistischen Zusammenhang.

Jetzt aber weiter mit einem wieder eindeutig definierbaren Flugzeug auf einer Blockausgabe. Der Block selbst, philatelistisch ein eher verpöntes Objekt, allein schon wegen seiner Herkunft aus Nordkorea, zeigt aber, als mir momentan einziges bekanntes philatelistisches Produkt, ein umso interessanteres und hier sicherlich kaum jemandem bekanntes Flugzeug mit einem auch spannenden Hintergrund. Dazu gleich mehr, hier erst mal der Block:



Wir sehen den Block 96 aus dem Jahre 1981, darauf abgebildet (von mir gelb umrahmt) das heute näher zu betrachtende Flugzeug, die Heinkel He 100 (später He 112, manchmal auch He 113). Hier beschrieben als V 8 (das 8. Vorserienmodell) und Rekordflugzeug. Diese Beschreibung und auch die Abbildung sind sehr oberflächlich und die wahre Geschichte ist wesentlich umfangreicher.

Ernst Heinkel, einer der ersten und wenigen Konstrukteure der erstmals bei Flugzeugkonstruktionen aerodynamisch dachte und entwickelte hatte 1938 ein neues, in vielen Aspekten revolutionäres Flugzeug entwickelt mit dem er den Geschwindigkeitsweltrekord für Flugzeuge angreifen wollte, eben die He 100. Hier ein Originalbild der Maschine (V 2):



Mehr zufällig als geplant flog damit Ernst Udet Pfingsten 1938 auf einem 100 km Rundflug die damals enorme Geschwindigkeit von fast 635 km/h und holte damit den Weltrekord, erstmals für Deutschland. Udet, der sich privat auch gern mal künstlerisch betätigte fertigte dazu diese Karrikatur an die ihn und Ernst Heinkel nach der Landung von dem Rekordflug zeigt:



Knapp ein Jahr später holte der Werkspilot Hans Dieterle mit der auf dem Block zu sehenden V8 den Geschwindigkeitsweltrekord mit knapp 747 km/h.

Heinkel bewarb sich mit der dann in He 112 umbenannten Maschine bei der noch im Aufbau befindlichen Luftwaffe als Jagdflugzeug und es wurde eine Vorserie gebaut. Leider waren bereits damals schon im RLM (Reichsluftfahrtministerium) an den verantwortlichen Stellen kurzsichtige und auch unfähige Leute und der Auftrag für den Standardjäger erging an Messerschmitt für die Bf-109.

Die Vorserie war aber vorhanden, davon wurden zwei Maschinen an Japan und sechs an die Sowjetunion verkauft, wo sie später als Vorbilder für eigene Jagdflugzeugentwicklungen dienten. Hier zwei Abb. dazu:



Zwölf weitere Maschinen blieben bei Heinkel der daraus eine Werksschutzstaffel auf seinem Werksflugplatz in Rostock-Marienehe aufstellte die von eigenen Werkspiloten geflogen wurde.

Die Deutsche Luftwaffe, allen voran "Herr Meyer" (Göring) hatten das Potenzial der He 100/112 nicht erkannt. Anders der Propagandaminister Goebbels der mit Hilfe dieser Flugzeuge einen Propagandamythos schuf und mit vielen gezielten, wir würden heute "Fake News" sagen, die Briten und später die Alliierten in Atem hielt. Auch für die deutsche Bevölkerung wurden in entsprechenden Publikationen und Wochenschauen Bilder von dem angeblich "geheimnisumwitterten" deutschen Superjäger gezeigt.

Hier z.B. auf einer seltenen Farbaufnahme eine "He 100 Blitzstaffel", nichts anderes als Heinkels Werksmaschinen, schön mit Luftwaffenkennzeichen angepinselt:



Oder auch der neue He 100 Nachtjäger (mit Halbmondwappen) bei der Startvorbereitung:



Alles gezielte Propaganda und Falschinformation um den Kriegsgegner Großbritannien vor der Luftschlacht um England zu beunruhigen. Dies funktionierte auch, die RAF (Royal Air Force), hielt bis zum Ende der Luftschlacht eigene Jagdstaffeln in Reserve um sie für den Einsatz gegen die gefürchteten He 100 Blitzstaffeln zur Verfügung zu haben.

Der Mythos diese Superjägers hielt sich noch lange während sich die Deutsche Luftwaffe mit der zunehmend immer mehr unterlegenen Messerschmitt Bf-109 begnügen musste.

Damit genug mit dem Ausflug in die Kriegspropaganda.

Viele Grüße,
Peter
 
Quelle: www.philaseiten.de
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