Thema: (?) (668) Postverhältnisse Bayern - Österreich
bignell Am: 25.11.2021 22:01:39 Gelesen: 103439# 503@  
Liebe Freunde,

bayern klassisch hat mir diesen schönen Brief geschenkt (danke nochmals, Ralph!)





PASSAU | 27 | AUG. | 08 | a 6-7 N | 3
28.8.08 | KALKSBURG | 1-2N
LINZ 1 | 29 VIII.08 XII- | * 4 ? *
31.8.08 | KALKSBURG | 7-8V

Warum wurde der Brief nach Linz nachgesendet, und von dort wieder nach Kalksburg retourniert? Ich kann es mir nur so erklären, dass der Pater zum "Kollegium Aloisianum" auf dem Freinberg in Linz abgereist war und der Brief aufgrund der Anweisung "Bitte nachschicken, wenn verreist" links unten eben nachgeschickt wurde, aber als der Brief in Linz angekommen ist, der Pater schon wieder auf der Rückreise zum Kollegium Kalksburg war.

Inhalt nachstehend, beschäftigt sich eher mit Kirchenangelegenheiten, aber im Nachsatz kommt auch die Philatelie zu Wort.

Liebe Grüße,
harald

Transkription:
Nach Kalksburg bei Wien N.Ö.
Kalksburg bei Wien (blau)
R.P. (Reverendus Pater = Ehrwürdiger Vater) Velies S.J. (Societas Jesu = Gesellschaft Jesu, Ordenskürzel der Jesuiten)
Custos des Kunstkabinets
im Pensionate zu Kalksburg
bei Rodaun
bei Wien
Linz. O.Oe.
Freinberg
Bitte nachschicken, wenn verreist (violett)

Freudenheim bei Passau
27 Aug 1908
Hochwürdiger Pater Velies!
Ihre Einzelheiten über die hl. Gisela habe ich dem hiesigen Herrn Generalvikar übergeben, der hierfür sehr danken lässt. Die Anfragen nach Stuhlweissenburg, seitens des Ordinariates von Passau, haben ergeben, dass dort im Direktorium nichts über die h. Gisela vorkommt. Man wird aber wohl alle Ordinariate Ungarns befragen müssen, bevor man sicher schliessen darf, nirgendwo die hl. Gisella anzutreffen in den Ungarner Direktorien. Bei einem solchen negativen Resultate bleibt dann noch der Weg zu einem Nachweise der "unverdenklichen Verehrung". Dabei wäre man aber nicht allein an die Passauer Prozessionen oder Wallfahrten angewiesen. Die Wiener Bemuhüngen, diese Wallfahrten aus Ungarn nach Passau zu unterdrücken, finden sich hier im Ordinariate noch vor. Die Prohibit(o)rin will sicher wissen, dass der Leib der hl. Gisela nach Ungarn gekommen sei, während Passau einen Arm des hl. Emmerich besitze. Das Ordinariat hat damals, wie die Akten ausweisen, beide Zumutungen entschieden abgewiesen, und die Wallfahrt nach wie vor zugelassen.
Die nachträglichen Mitteilungen des Untersuchungs-Ant???lagen sind durchaus positiver Art: Weibliche Person, hohes Alter, Skelett vollständig und die einzelnen Stücke zu einander gehörig, Alles recht vollständig erhalten, Knochenkrankheiten ausgeschlossen, Zeit um 1000 bis 1200 wahrscheinlich.
Wenn Sie also noch bei Ihrer Ungarnfahrt etwas hören bzgl. der G. Verehr., so schreiben Sie es mir doch nach Feldkirch, oder auch an den Herrn Generalvikar Dr Alteneder in Passau direkt; man ist für jede Mitteilung sehr dankbar.
Die engl. Fräulein hier würden recht gerne Sie einmal hören, und aus Ihren Sammlungsstücken sehen u lernen welche Frauenarbeiten, von Hand gemacht, aus früheren Zeiten (gestrichen: betreffen) vorliegen.
Besten Gruss inzwischen; ob Sie Ihren Künstler in Hall vermögen eine Photographie von seiner "Rosenkranzkönigin" machen zu lassen, ist noch wohl unsicher; wenn es dahin kommt, möchte ich um ein Bierchen gebeten haben.
Ganz ergebenst u. mit Hochachtung der
Ihrige
Jos. Paffrath S.J.

B. Die Ungarischen "Bauernhäuser" werden Sie doch nicht vergessen; wenn Sie eine kleine Anzahl "Jubiläumsmarken", welche schon benützt und gestempelt sind, übrig hätten, so wäre mir das sehr lieb. Ein kleiner Neffe im Rheinland bettelt bei mir um diese Dingerchen.
Gruss J.P.
 
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