Thema: Bund: Melden DPAG und BDPh massiv überhöhte Zuschlagsmarken-Auflagen ?
TeeKay Am: 18.12.2021 23:05:20 Gelesen: 3792# 1@  
Die Post meldete dem BDPh die Auflagezahlen der deutschen Sondermarken [1] und Markenheftchen bis 2020 [2].

Dabei fielen mir einige erstaunliche Ungereimtheiten bei den Zuschlagsmarken auf. Es gab riesige Auflagesprünge, die sich aber zumindest bei der Jugendmarke nicht in höheren Zuschlagserlösen niederschlugen.

Der Michel Spezial 2016 nennt für die Jugendmarken 2010 Auflagen von rund einer Million Stück. In all den Jahren vor und nach 2010 stimmen die über die im Michel gelistete Auflage errechneten Zuschlagserlöse sehr gut mit dem überein, was die Stiftung Jugendmarke in ihren jährlichen Rechenschaftsberichten [3] an Einnahmen veröffentlicht. Ab 2013 ist das nicht mehr so.

Der BDPh bzw. die Post nennen nun auffallend hohe Auflagen für die Jugendmarken (und auch andere Zuschlagsmarken) ab dem Jahr 2013. Die Auflagenzahl hat sich binnen Jahresfrist bei den Jugendmarken um Faktor 2,5 erhöht. Statt weniger als eine Million Sätze gibt es auf einmal fast 2,5 Millionen. Bei der Auflage hätten der Stiftung im Jahr 2013 3 Millionen Euro zufließen müssen. 2020 sank die Auflage dann auf rund 1,65 Millionen, also noch immer fast 70% mehr als ein Jahrzehnt zuvor. 2,3 Millionen Euro hätte die Stiftung erlösen müssen. 2013 waren es jedoch nur 0,84 Mio und 2020 0,78 Mio.

Inkonsistenzen ergeben sich auch dadurch, dass im Jahr 2015 laut Post 177.000 Jugendmarkenheftchenblätter mit fünf 62 und einer 145 Cent Marke erschienen. Laut Post wurden jedoch konstant 1,944 Mio Marken von jeder Wertstufe verkauft. Wenn allein im Markenheftchenblatt 46% der 62 Cent Marken verausgabt wurden, dann müssten die in allen Vorjahren mit der niedrigsten Auflage erschienenen Marken mit 145 Cent Nominale in diesem Jahr ein wahnsinniger Verkaufsrenner gewesen sein, um auf die selbe Auflage wie die 62 Cent Marke zu kommen.

Ich vermute, dass die Post dem BDPh nicht wie in der Zeit vor 2013 die verkaufte Auflage meldete, sondern die gedruckte. Und das dürfte nicht exklusiv für die Jugendmarken gelten, sondern wahrscheinlich für wenigstens alle Zuschlagsmarken. Denn bei Wohlfahrt und Sport zeigen sich die gleichen Auflagensprünge zwischen 2012 und 2013.

Auf Basis der Zuschlagserlöse der Stiftung Jugendmarke vermute ich, dass 2020 nicht die gemeldeten 1,65 Mio Sätze verkauft wurden, sondern nur knapp 600.000.



Die Jahre 2018/2019 im Diagramm stellen den Mittelwert der für beide Jahre gemeldeten Zuflüsse dar. Die Stiftung meldete für 2018 einen sehr niedrigen und für 2019 einen sehr hohen Erlös, da der 2. Abschlag des Jahres 2018 erst im Jahr 2019 zufloss.

Für mich persönlich ist es schade, dass die Post keine echten Verkaufsauflagen veröffentlicht, da sich so meine These über MH 100 weder bestätigen noch widerlegen lässt. Meine These war und ist, dass MH 100 eines der seltensten Heftchen seit 55 Jahren ist - wobei ich die These auf den Zuschlagserlösen der Stiftung aufbaute. Nun nennt die Post 177.000 Heftchenblätter, was alles andere als selten ist. Nur schlägt sich die Zahl weder in den Zuschlagserlösen der Stiftung noch der Zahl der Verkaufsangebote nieder. Allein über das Heftchen hätten der Stiftung 46% der Erlöse des Jahres zufließen müssen, was dann umgekehrt hieße, dass die in Zehnerbogen gedruckten Marken die seit Gründung der Bundesrepublik mit Abstand niedrigste Auflage hätten. Im Prinzip hätte ein Großteil der Jugendmarkenkäufer exklusiv in dem Jahr aufs Heftchen umschwenken müssen, das es nur bei der Versandstelle und einer Hand voll Philatelieshops gab.

[1] https://www.bdph.de/fileadmin/Dateien/Downloadbereich/Orga/Auflagen_Sondermarken___Blocks_2013-2021.pdf
[2] https://www.bdph.de/fileadmin/Dateien/Downloadbereich/Orga/Auflagen_MH___FB_2005-2020.pdf
[3] https://www.jugendmarke.de/index.php?id=18 (die für vor 2017 veröffentlichten Berichte liegen mir als PDF vor)
 
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