Thema: Rohrpostbelege
cartaphilos Am: 01.07.2010 23:15:29 Gelesen: 1377765# 544@  
@ DerLu [#543]

Ich denke, daß Hueske Ankunftstempel abgebildet hat, weil die Reproduktion so klar ist. Inwiefern Rohrpoststempel tatsächlich am Schalter eingesetzt wurden, läßt sich schwer sagen, insbesondere für SO 16, solange keine entsprechende Sendung, und hier bitte möglichst ein am Schlter eingeleifertes Einschreiuben per Rohrpost vorliegt. Nach der Rohrpostordnung für Berlin, die mir in verschiedenen Fassungen der Zwischenkriegszeit vorliegt, sollten die für die Rohrpost bestimmten Sendungen am Schalter angenommen und die Marken entwertet werden, dann zur Rohrpostabfertigung weitergeleitet und dort mit dem Minutenstempel bedruckt werden. Der Minutenstempel - vulgo: Rohrpoststempel - dokumentiert also die vom Schalter aus durchgehenden und weiterzuleitenden oder die mit den Rohrpostzügen eingehenden Sendungen. Es gibt Sendungen, bei denen die Frankatur mit dem Minutenstempel entwertet ist. Ob dies am Schalter oder erst in der Rohrpostbearbeitung des entsprechenden Postamtes stattgefunden hat, ist schwer zu sagen. Per Rohrpostbriefkasten eingelieferte Sendungen sollten in jedem Fall zur Dokumentation dieses Sachverhalts am für die Rohrpostkastenleerung zuständigen Schalter gestempelt werden, und das ist dann wieder der gewöhnliche Stempel. In jedem Fall macht die Rohrpostordnung für Berlin einige erstaunliche Unterschiede hinsichtlich der Behandlung der Sendungen, die alle jeweils genau auf die Behandlungsart der entsprechenden Sendung hinweisen. Das auszuführen müßte man jedoch ausführlioch die Vorschriften der Rohrpostordnung für Berlin zitieren. Vielleicht ein andermal. Nach den Informationen aus den Dienstordnungen waren die Minutenstempel vor allem hausinterne Durchgangs- und natürlich auch Ankunftstempel. An welchen Sachalten Minutenstempel im Einsatz waren, ist ungewiß. Nach meinen Beobachtungen aus den 1960er Jahren dürften es in der Regel immer nur der Schalter 1 oder ggf. auch der Achalter 2 gewesen sein. Schalter 1 oder die beiden ersten Schalter waren für die Annahme vorrangiger Sendungen zuständig: Über der Schalteröffnung befand sich ein Transparent mit Schriften wie "Telegramme und Eilsendungen" oder auch ein rotes Transparent mit der Inschrift "Rohrpost". Wer solche Sendungen einzuliefern hatte, durfte auch mit Vorrang vor alle anderen Wartenden in der Schlange nach vorne treten - nicht ohne vorher gefragt zu haben, ob noch jemand anderes eine schnelle Sendung aufzugeben hatte - und seine Sendung aufgeben.

Diese SAchalter komen jedenfalls für den Einsatz der Minutenstempel in Frage. Fütr das dauernde Umstellen der Stempel - jedenfalls der gewöhnlichen Stempel, wie ich es beobachten konnte - gab es spezielle Kräfte, die beständig im Einsatz waren, die Stempel im Postamt umzustellen und die Umstellung durch einen entsprechenden Abdruck auf einem Kontrollblat zu dokumentieren. Man stelle sich vor, was der zuständige Postbeamte am Rohrpostschalter in Berlin-Neukölln zu tun hatte, zumal dort mindestens ein 5-Minutenstempel zum Einsatz kam! 12 mal pro Stunde schritt er zur Tat!

Einen schönen Abend noch

wünscht telosgraphein007
 
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