Thema: (?) (2894) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
bayern klassisch Am: 15.01.2022 11:15:44 Gelesen: 368404# 2322@  
Liebe Freunde,

heute zeige ich eine simple 2x Postkarte aus München I vom 12.8.1874 der Buchhandlung und des Antiquariats Theodor Ackermann in München am Promenadeplatz No. 10, geschrieben an Herrn H. Benecke Wohlgebohren Schloß Berghof bei Lichtenfels (Oberfranken). Die Entwertung des 2x Werteindrucks war perfekt, der dazugehörige Aufgabestempel unterblieb aber, wie auch der Post-Abgabestempel. Statt dessen steht "Re. 13. Aug." für beantwortet am 13. August 1874.



Der rückseitige Text gibt auch Aufschluß über die postalischen Usancen des Jahres 1874 und die Zahlungsweisen seiner Korrespondenten:

"Euer Hochwohlgeboren!

Wollen Sie mir gef(lissentlich) 36 Kreuzer (xr) in Briefmarken einsenden, worauf ich dann Eckardt Kaninchenzucht franko unter Kreuzband an Sie absenden were. Unter Nachnahme wird Ihnen dasselbe auf 54 xr mit Porto zu stehen kommen. Nachnahmsendungen unter Kreuzerband sind nicht zulässig.

Ergebenst Theod. Ackermann"

Stellen wir also fest, dass selbst gegen Ende der Kreuzerzeit Briefmarken als offizielles Verrechnungsmittel dienten, praktisch wie Bargeld, nur dass Kreuzermarken in Briefen nicht erfühlt und ertastet werden konnten und somit als günstige Briefpostgegenstände verschickt werden konnten, während z. B. 36 Kreuzer in München sofort aufgefallen wären und man hätte per Wertbrief versenden müssen - vielfach teurer, als ein simples 3 Kr. Briefchen, aber wenigstens auch versichert.

Für die Fans der Contranventionen: Spätestens ab heute gilt es nach Nachnahmesendungen unter Kreuzband zu suchen, auch wenn man kaum welche wird finden können.

Kaufgrund für mich (den Text kannte ich zuvor gar nicht) war aber der knallgrüne Absenderaufkleber, den man eher auf Briefen (vorn und hinten) findet, als auf der Vorderseite einer Postkarte - und schlecht sieht das Kärtchen ja auch nicht gerade aus.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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