Thema: Rumänien für Sammler
Heinz 7 Am: 18.01.2022 17:43:10 Gelesen: 186832# 919@  
@ lueckel2010 [#918]

Guten Abend, Gerd,

Danke dafür, dass Du unser Thema als so "lesenswert" beschreibst. Das freut die zahlreichen Beitragsschreiber bestimmt.

Deine Frage ist so aktuell, dass ich sie gerne aus meiner Sicht kommentiere.

Wenn ich heute die drei Losbeschreibungen lese, dann trauere ich den "alten Zeiten" nach. Die von dir genannten Preise sind - aus heutiger Sicht - nämlich nicht besonders hoch, nein, sie würden heute sogar vermutlich übertroffen! Das sehen wir x-fach, an verschiedenen Auktionen.

Sehen wir uns Los 117 an. Ein wunderschönes, seltenes Stück! Ein Stück, das die Beschreibung "Luxus" wohl zu Recht trägt. - Heute würde eine solche Marke wohl ihren Katalogwert übertreffen! Ähnliches gilt für Los 115. Und auch Los 116 würde heute vermutlich kaum wesentlich günstiger, denn es ist ein seltenes, schönes Stück, mit rarem Stempel und bester Provenienz.

Solche Stücke werden heute in der Regel sehr teuer bezahlt.

Das ist keine neue Situation. Das hatten wir vor hundert Jahren schon!

"Wie bitte?" höre ich nun Leser fragen - ja, in der Tat: gerade die Erstausgabe von Rumänien (bzw. Vorläufer: Fürstentum Moldau) waren schon anfangs des 20. Jahrhundert sehr teuer - gelegentlich sogar deutlich teurer als heute! (Kaufkraftbereinigt).

Welch ein Vergleich zu den Jahren ca. 1970 - 1985! Damals waren wunderschöne Stücke für günstige Preise zu haben. Weltraritäten für vierstellige Beträge! Altschweiz, Altdeutschland, Altitalien - ja, diese Gebiete waren damals schon teuer (meistens), aber Rumänien... ? - die Preise lagen am Boden! Es gab einzelne Ausnahmen, aber generell ist meine obige Aussage wohl zutreffend.

Das ganze Marktgeschehen spiegelt sich in den Katalogen oft nur (sehr) verzögert wider. Besonders Anpassungen gegen unten wurden/werden von den Katalog-Herausgebern oft nur sehr zögerlich umgesetzt (wenn überhaupt). Preis-Steigerungen finden eher den Weg in die Kataloge, aber beim Sammelgebiet Rumänien sind die Katalogpreise seit 2010 wohl weniger gestiegen, als die Marktpreise.

Früher gab es noch das Korrektiv der Inflation. War ein Katalogpreis zu hoch, beliessen ihn die Katalogherausgeber nicht selten "beim alten", und in 10 Jahren stimmte dann der Katalog-Wert wieder. Im 21. Jahrhundert gab es hingegen kaum mehr eine (anerkannte) Inflation.

Also, Gerd: meine Meinung:

Die drei oben gezeigten Stücke sind (meines Wissens) alles wirkliche Prachtstücke, für die es wenig vergleichbare Alternativen gab. Die Zahl der ernsthaften Rumäniensammler ist gar nicht so klein, wie man vielleicht meint. Und darum würden wohl EINIGE Sammler gerne die oben genannten Preise bewilligen, wenn sie dafür diese Prachtstücke übernehmen könnten. Ob die "Kriegskasse" danach immer noch "prall gefüllt" oder eben doch eher "leer" ist, ist natürlich individuell sehr unterschiedlich; ich kenne Sammler beider Kategorien. Ich bin sicher, keiner der Käufer obiger Lose (von damals) bereut heute seinen Kauf.

Und noch eine Erkenntnis: hätten wir das FRÜHER schon geahnt, was "da abgeht" mit diesem Sammelgebiet, dann hätten wir wohl gnadenlos die eigene Kriegskasse geleert und uns ein paar gute Stücke MEHR gesichert!

Das ist nun aber keinesfalls ein Aufruf dazu, "jeden" Preis zu zahlen für jedes angebotene Stück. Gerade WEIL es heute oft so "gnadenlos teuer" wird, müssen wir unsere Stücke schon genau einschätzen können und mit unserem Sammlungsplan in Einklang bringen. Nicht jeder kann "aus dem Vollen schöpfen" und sich alles leisten. Aber jeder kann sein Sammelgebiet anpassen. Auch Rumänien hat sehr sammelnswerte Kapitel, die auch heute (noch?) sehr preisgünstig sind. - Oder aber - wenn man Weltraritäten sucht, die man günstig einkaufen kann: man wechselt das Sammelgebiet.

Meine Einschätzung aktuell ist: Bei RUMÄNIEN gibt es zu viele gute Kenner, die gut aufpassen, und die wenigen Chancen für preiswerte Einkäufe nutzen. Andere Sammelgebiete liegen hingegen brach - da gibt es kaum Nachfrage. - Aber das passt nun nicht mehr ins Thema: "Rumänien für Sammler".

Freundliche Grüsse
Heinz
 
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