Thema: (?) (668) Postverhältnisse Bayern - Österreich
bayern klassisch Am: 27.01.2022 12:17:36 Gelesen: 97754# 515@  
Liebe Freunde,

Briefe, auch wenn es portofreie Dienstbriefe waren, deren Existenz Sammlerherzen nur selten höher schlagen lassen, sind mir sehr recht, wenn sie einzeln von Post zu Post liefen und nicht Teil großer Briefpakete der bedeutenden Postrouten waren, wie die allermeisten. Dabei wurden die Briefpakete von i. d. R. kleinen Postorten gefertigt und der nächstliegenden Poststelle zukartiert. Diese öffnete das Briefpaket und verpackte diese Briefe so, dass die nachfolgende Post es bekam usw. usw..

Hier zeige ich einen Dienstbrief als R(egierungs) - S(ache), die auch eine Allgemeine Kirchensache war und daher in Bayern und Österreich portofrei blieb, vom 8.6.1872 des k. Pfarramts Chieming (Postexpedition seit 1887, ab 1898 nur noch Postagentur, Einwohner damals 724) mit Aufgabestempel von Grabenstadt (heute: Grabenstätt am Chiemsee, auch Grabenstaedt geschrieben, Einwohner damals 726, also immerhin 2 mehr) mit der Anschrift: "Vom k. Pfarramt Chieming an die Hochwürdige k. b. (hätte wohl k. k. heißen sollen!) Curatei Abfaltersbach im Pusterthal in Tirol". Oben rechts der Vermerk: "Pres(entirt) 10.6.1872" von Abfaltersbach.





Eine Besonderheit war die Tatsache, dass im 105. VO- und Anzeigeblatt vom 4.10.1872 auf Seite 642 (s. Anlage) der Postexpeditioin Grabenstätt 8 Orte in der Nähe als Bestellbezirk zugewiesen wurden, zuvor also die Bedienung dieser Orte hinsichtlich der postalischen Gegebenheiten von der Postexpedition Übersee (damals 240 Einwohner) gehandhabt wurde. Da der Brief aber vom 8.6.1872 datiert, muss es schon vorher eine Regelung gegeben haben, die wir nicht kennen, denn der Aufgabestempel von Grabenstätt der Type 22 entspricht der einer Postexpedition und ist kein Postablagestempel. Peter Sem schreibt in seinem Handbuch der Entwertungen 1849-1875 auf S. 98 zu Grabenstaedt: "Postablage ab 1.7.1861 (Exp. Übersee). Möglicherweise 1870 aufgehoben und 1871 wiedereröffnet. Am 1.10.1872 zur Exp. erhoben". Hier wird also noch zu forschen sein.

Aber zurück zum Brief: Am 8.6. war er in Übersee, um am 9.6. im österreichischen Bruneck (Einwohner damals 1878) aufzuschlagen (wundervoller Fingerhutstempel). Dann wurde er dort umverpackt in ein Briefpaket nach Lienz (damals 2111 Einwohner, auch ein herrlicher Fingerhutstempel), wo er am Folgetag ankam. Von dort aus lief er wieder zurück nach Abfaltersbach (Einwohner damals 404, sehr schöner blauer Ortsstempel mit 2 Bruchstrichen), wo er noch am selben Tag ausgeliefert wurde.

Der Inhalt ist unspektakulär: "Chieming, 8. Juni 1872 Euer Hochwürden; Nach dem Zeugniß des Bruders von Joseph Hartl ist dieser wirklich ledig. Ob derselbe schon 15 Jahre von seiner Heimathspfarrei abwesend ist und an verschiedenen Orten sich aufhält, so bedarf es einer Verkündung in Bayern wohl nicht.

Mit Hochachtung besteht J(oseph). Gallinger, Pf(arre)r."

https://www.heimathaus-chieming.de/heimatpflege/

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Ich liebe solche Briefe - zum Preis einer Pizza bekommt man soviel dafür, dass man dankbar sein muss, dieses Hobby zu pflegen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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