Thema: (?) (2894) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
bayern klassisch Am: 25.02.2022 12:32:20 Gelesen: 348223# 2381@  
@ Gernesammler [#2380]

Hallo Rainer,

schöner Brief! Ich würde ihn etwas anders beschreiben. Der Auslagestempel kam in Nürnberg auf den Brief und Nürnberg notierte als Fremdporto 56 Kreuzer, wobei die Strecke von Hof bis Nürnberg zwar bayerisch war, aber das Porto bezog Bayern dafür nicht. Da der Postvertrag Bayern - Preußen vom 1.5.1816 Gutegroschen als Basis hatte und nur von Loth zu Loth gerechnet wurde, war es bis Nürnberg ein Brief der 2. Gewichtsstufe. Preußen hatte zuvor 12 Silbergroschen für sich notiert bis Nürnberg.

Ab Nürnberg bis zur württembergischen Grenze wurde gerechnet 8+4+4+4 = 20 Kreuzer. Weil jetzt der Postvertrag Bayerns mit Württemberg von 1809 galt, der nur Halblothschritte vorsah, wurde die pauschale Transitgebühr von Bayern in der Höhe von 8 Kreuzern für den einfachen Brief durch Zuschlag von 50% je halbes Loth auf 20 Kreuzer erhöht.

Württemberg berechnete 4+2+2+2 = 12 Kreuzer, womit man dort auch das 4. Gewicht ansetzte, addierte aber die versehentlich stehen gebliebenen 12 von Preußen als 12 Kreuzer hinzu = 24 Kreuzer. Daher wurde gerechnet 54 plus 20 plus 24 = 98 Kreuzer bzw. 1 Gulden 38 Kreuzer.

Briefe, die von 3 Postverwaltungen individuell bzw. pauschal zu taxieren waren, dazu unterschiedlichen Gewichten und Entfernungen unterworfen waren, waren schon damals nicht leicht korrekt zu taxieren - hier hat Württemberg (Rötel) den Fehler begangen und sich um 12 Kreuzer "bereichert", die sie später nicht an den Transitdienstleister Bayern abzuführen hatten.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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