Thema: Auktionsvorschau - aus den Auktionsangeboten
drmoeller_neuss Am: 06.03.2022 14:22:46 Gelesen: 36431# 159@  
210. Auktion Rauhut & Kruschel am 18. und 19. März 2022 in Mülheim an der Ruhr

Ein philatelistischer Höhepunkt in dieser Jahreszeit ist die traditionelle Frühjahrsauktion in Mülheim im Herzen des Ruhrgebietes. Der neue Katalog kommt auf knapp zwei Kilogramm und umfasst knapp zehntausend Lose. Rauhut bringt in der Einleitung die derzeitigen Herausforderungen der Auktionsbranche auf den Punkt: neben den Einschränkungen durch die Pandemie-Situation sind es die um 40% gestiegenen Papierpreise, die den Auktionatoren zu schaffen machen. Daneben machen „Internet-Auktionen“ den traditionellen Auktionshäusern Konkurrenz. Zwischen den Zeilen kann man es schon als Drohung lesen, nach dem Motto, wenn ihr nicht ordentlich bietet, muss ich eben mein Aufgeld erhöhen.

Der Schwerpunkt von Rauhut & Kruschel liegt in der deutschen Klassik. Knapp die Hälfte der Lose entfallen auf diesen Bereich, wobei viele Lose im zweistelligen Ausruf auch für den „Normalsammler“ erschwinglich sind. Heimatsammler kommen auf ihre Kosten und freuen sich an den detaillierten Beschreibungen und Angaben zu den Stempelorten, selbst bei kleineren Losen.

Um die Fülle des Angebotes in Zahlen auszudrücken, nur zwei Beispiele: Hannover kommt mit knapp 300 Losen und Helgoland mit deutlich über 200 Losen, und das in einer „normalen“ Auktion ohne Sonderkatalog. Warum Rauhut den Klassik-Teil auf zwei Sitzungen verteilt und die Gebiete nicht hintereinander aufruft, ist für mich gerade in den Corona-Zeiten nicht nachvollziehbar.

Wie bei jeder Rauhut-Auktion steht der Autor dieser Ankündigung vor der Herausforderung, die „richtigen“ Stücke vorzustellen. Es sind nicht immer die teuersten Belege von den Umschlagseiten, auch im „hinteren Teil“ werden postgeschichtlich hochinteressante Stücke angeboten.

Zum Blickfang auf der Titelseite: Eine badische Landpost 12 Kr als Einzelfrankatur auf einer Wertbrief-Vorderseite mit zentrischem NS 8 und K2 „Baden G.B“ nach Sinzheim (im Katalog fälschlicherweise „Sinsheim“ geschrieben, das von „Sinzheim“ etwa 100 Kilometer entfernt liegt). Die Provenienz ist lückenlos und es sind nur sechs weitere Einzelfrankaturen bekannt. (Los 13, 8000 EUR).



Los 13 (Ausruf: 8000 EUR)

Bleiben wir bei den spektakulären Einzelfrankaturen. Thurn und Taxis kommt mit einer Nr. 19 auf einem fünffach schweren Land-Express-Brief von Greiz nach Burgk bei Schleiz.

(Los 213, 6000 EUR).



Los 213 (Ausruf: 6000 EUR)

Das Salz in der Suppe sind die Stempel von kleinen Postämtern, die nur kurze Zeit in Betrieb waren. Der K2 Ahsen gehört zu den großen Nummernstempel-Raritäten.

(Los 190, 2500 EUR).



Los 190 (Ausruf: 2500 EUR) Los 808 (Ausruf: 1600 EUR)

Die Tücken der Postzustellung liegen in Orten mit ähnlichen Namen, die gerne verwechselt werden. Dieser Brief aus Kirchheimbolanden sollte nach New York, hat aber erst einmal einen Umweg über Newark genommen. Den Stempel „Missent“ gab es schon 150 Jahre vor den Briefzentren. (Los 808, 1600 EUR).

Als letztes Einzellos stelle ich eine Ganzsachenkarte vor, die einmal um die Welt gelaufen ist. Los ging es in Hamburg, dann über Neapel, Ägypten, Sri Lanka und über San Francisco zurück nach Hamburg. (Los 3923, 200 EUR).



Los 3923 (Ausruf: 200 EUR)

Im Einzellosteil finden sich einige interessante Kriegspostfälschungen und etwa 40 Lose lokaler französischer Befreiungsausgaben, die nach dem Rückzug und Sieg über die deutschen Besatzungstruppen herausgegeben wurden (Lose 434 bis 474).

Der Nachlass-Teil wartet mit 449 Losen auf. Wie üblich alles auf Gebot, was heftige Bietergefechte erwarten lässt und den Mülheimern einen Umsatz in Millionenhöhe bescheren dürfte. Eine Einzelvorstellung macht hier keinen Sinn, man muss vor Ort besichtigen und Zeit mitbringen. Für den Erwerb manche Lose wäre ein Lastwagenführerschein hilfreich, wie für Los 5595, das rund 1300 Briefmarkenalben in sieben Regalen umfasst.

Hinweisen möchte ich nur auf die Preussen-Nummerstempel-Sammlung mit rund 1600 verschiedenen Nummernstempeln. Es bleibt Spekulation, warum dieses Objekt nicht vereinzelt wird (zerstrittene Erbengemeinschaft oder Verfügung des Erblassers?). (Los 5566, auf Gebot, Schätzpreis 25000 EUR).

Für den kleinen Geldbeutel gibt es hier die üblichen Bund- und Berlin-Nachlässe im Umzugskarton, die ab 100 EUR starten.

Auffallend ist der große Anteil an Frankaturware in diesen Sammellosen. Teilweise sind auch noch Numisbriefe mit Münznominale enthalten. Für den Erwerber ist das eher abschreckend, da die Gewinnspanne bei Nominale sehr gering ist, und das Aufgeld von 20% diesen Gewinn auffressen dürfte. Für Händler ist Frankatur daher häufig ein lästiger „Durchlaufposten“. Wenn sich das Auktionshaus schon die Mühe macht, die enthaltenen Frankatur zusammen zu rechnen, dann könnte man die Frankatur auch gleich über einen der einschlägigen Frankaturankäufer separat verwerten. Oder ist man auf das Aufgeld absolut angewiesen, wie das der Auktionator in seiner Einleitung zum Auktionskatalog suggeriert?

Der restliche Sammlungsteil umfasst über 3000 Lose. Erfahrungsgemäß sind diese Lose in der Mehrheit optimistisch ausgerufen und bleiben unverkauft. Für den Auktionator und die Bieter ist diese Runde nach den heftigen Bietergefechten um die Gebotslose ein ruhiger Ausklang der Auktion.

Zum Thema Corona: Unter Branchenkennern dürfte bekannt sein, dass sich Herr Rauhut nicht mit dem Internet anfreunden kann. Die Mülheimer setzen auf das gute alte Telefon, da "Computer abstürzen können und Telefonverbindungen immer zustande kommen". Wer persönlich bei der Auktion dabei sein möchte oder besichtigen will, muss sich vorher anmelden, da die Plätze beschränkt sind (Achtung: die Termine auf den Informationsseiten in englischer Sprache stimmen nicht !). Rauhut & Kruschel fahren konsequent die 2G-Regel: Besucher müssen gegen Corona geimpft oder vollständig genesen sein.

Ansonsten können Bieter ihre Gebote schriftlich oder per Email abgeben, sich durch einen der anwesenden Kommissionäre (Häußer und Kirchheim) vertreten lassen oder telefonisch teilnehmen.

Der Katalog ist online unter http://www.rauhut-auktion.de und über Philasearch (http://www.philasearch.com) verfügbar. Kontaktdaten: Rauhut & Kruschel

Briefmarkenauktionshaus GmbH, Harald Rauhut
, Werdener Weg 44, 45470 Mülheim a.d. Ruhr, Tel. +49 (0)208 33098, Fax +49 (0 208 383552, E-Mail: info@rauhut-auktion.de, Internet: http://www.rauhut-auktion.de
 
Quelle: www.philaseiten.de
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