Thema: Preisverfall bei Briefmarken ?
Heinz 7 Am: 14.03.2022 11:17:01 Gelesen: 13463# 84@  
@ Briefmarkenburny62 [#71]

Ich stimme dir ganz zu.

Aber allgemeine Aussagen sind problematisch. Es gibt x verschiedene Sammelgebiete.

Wenn wir eine "Katalogsammlung Liechtenstein postfrisch 1945-2020" ansehen, wird wohl niemand einen "Preisverfall seit (z.B.) 2000" in Abrede stehen. Sofern wir aber einzelne Sammelgebiete herauspflücken, können wir durchaus auch Preissteigerungen feststellen, und zwar nicht nur bei Belegen.

vgl zB.
@ Detlev0405 [#82]
@ Cantus [#81]

Ein Sammler sieht Preisanstiege meistens mit "zwei Seelen": Einerseits freut man sich über den Wertzuwachs (der eigenen Bestände), andererseits beklagt man, dass die Einkäufe immer teurer werden. Ich rate aber den Sammlern, die mit steigenden Preisen konfrontiert sind,

@ 22028 [#72]
@ Schwämmchen² [#73]
@ Detlev0405 [#82]

diese Entwicklung als positiv zu werten, denn sie zeugen ja von akut vorhandenem Interesse. Andererseits sind in der Regel sinkende Preise kaum (mehr) aufzuhalten. Ein gutes Beispiel dafür ist "Schweiz postfrisch ab 1930", das seit 1982 kräftig an Wert verloren hat. Sieht man die abnehmende Zahl der aktiven Sammler, ist die Annahme, dass die "Talsohle" nun erreicht ist, wohl sehr optimistisch.

Gar nicht parallel dazu entwickelt sich aber der Gesamtmarkt Schweiz, wie z.B. die Beobachtungen von Gottfried Honegger ja seit vielen Jahren zeigen. Seine "Gedanken zur Marktlage" und seine Verkaufskataloge seit 1980 (!) zeigen, dass die hohen Preise für Schweiz Klassik sich offenbar weiter am Markt bestätigen.

Auch die Arbeit von Richard ist sehr wertvoll, wenngleich er natürlich nur einen kleinen Bereich (und eine spezifische Käuferschaft) abdeckt. Eine breit angelegte Studie über effektive Verkaufspreise ist aber eine Riesen-Aufgabe, die früher von einigen Sammlern geleistet wurde (siehe Briefmarken-Zeitschriften!), heute aber kaum mehr anzutreffen sind.

Ich denke, der Prozentsatz der (im Verkauf) praktisch "wertlosen" Briefmarken (auch Belege, z.B. Ansichtskarten, Flugpost-Belege) hat sich 2000-2020 stark gesteigert. Darum kann heute problemlos tonnenweise Briefmarken zu Schnäppchenpreisen kaufen. Wer daran Freude hat, und es sind einige, der hat goldene Zeiten. Wer aber bestimmte Raritäten sucht, muss heute (wie bereits früher) stark darauf achten, ob bei seinem Sammelgebiet gerade "Hausse oder Baisse" gilt. Oft genügt es, wenn zwei oder drei starke Käufer plötzlich ausfallen, und ein ganzes Preisgefüge kracht zusammen. Umgekehrt schaukeln sich oft wenige Marktteilnehmer ständig in die Höhe, und Gebiete steigen und steigen.

Es gibt keine allgemein gültigen Regeln!

Ein Wort noch zum Begriff: "Aktien des Kleinen Mannes"

@ Richard [#77]

Ich kenne diesen Ausdruck auch gut, aber bei mir sträuben sich hier die Nackenhaare. Wie oft habe ich den enttäuschten Witwen von Briefmarken-Sammlern schon schonend beibringen müssen, dass die vermeintliche "Geldanlage" des Briefmarken-Geldanlegers ein gewaltiges Verlustgeschäft war? Zudem - und das ist bedauerlich - stiegen die Transaktionskosten beträchtlich (Stichworte: gestiegene Aufgelder an Auktionen, Mehrwertsteuer). Eine "Marge" von 40% zwischen Ankauf und Verkauf ist heute nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Das hat dem Briefmarken-Handel sehr geschadet.

Andererseits, und das ist mir wichtig: Ich kenne Dutzende von Fällen, da hat der Verkauf der Briefmarken den Erben grosse Freude bereitet; die Erwartungen wurden weit übertroffen. Oft scheinen die Briefmarken die einzigen werthaltigen "Sachwerte" zu sein, während alles andere dramatisch an Wert verlor (Möbel, Silber, Bücher, auch Schmuck). Oft waren es die "stillen Sammler", die über eine längere Zeit gesammelt haben und die wertvolle Bestände zusammentragen konnten. Bei den "richtigen" Verkäufern erzielen solche Sammlungen dann oft erstaunlich hohe Verkaufspreise. Und alle staunen - bis auf wenige Kenner, die mit verfolgt haben, mit welchem Eifer (und oft auch: mit welchem finanziellen Aufwand) der verstorbene Sammler seine Sammlung aufgebaut hat.

"Preisverfall bei Briefmarken"?: Ja, oft, ABER. (!)

Heinz
 
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