Thema: Rumänien für Sammler
Heinz 7 Am: 25.03.2022 12:32:21 Gelesen: 167058# 950@  
@ nor 42 [#949]

Werter Herr Nor,

Sie zeigen uns - einmal mehr! - ein hochinteressantes Stück, über das wir uns tatsächlich Gedanken machen sollten. Leider ist der Scan nicht dermassen gut, als dass wir die Marke ganz genau studieren können (auch beim Anklicken des Bildes wird dieses nicht grösser), aber ich versuche doch einmal, etwas Substanzielles zu Ihrer geschätzten Anfrage zu sagen.

Zu der Marke 10 Bani Vollbart blau gibt es ja DREI grundlegend unterschiedliche Marken, wie ich bereits in meinem Beitrag [#857] zu zeigen versuchte. Michel vergibt hier - für mich: fälschlicherweise - nur zwei Hauptnummern (29 und 33), während Zumstein und CMPR es hier besser machen (ZSt. 28, 34 + 32, CMPR 27, 34 + 32). Der erste Schritt muss nun sein, Ihre Marke auf Briefstück zuerst zu bestimmen. Ist es eine Abart, wenn ja, zu welcher Grundmarke? - Die Frage sollte sich klären lassen.

Obwohl uns die Farbe der Marke zuerst durchaus in die Nähe der Notausgabe (ZSt. 34, CMPR 34, Michel 29 II) rückt (insbesondere, wenn wir uns vor Augen führen, dass dazu auch erhebliche Farbnuancen existieren (CMPR 34xa ultramarin, 34za albastru-verzui (de Prusia), 34zb albastru de Prusia, dechis, 34zc albastru-verzui)), können wir diese Variante aus zwei Gründen ausschliessen:

Kopf zentriert im Oval (Typ I), während bei der Notausgabe der Kopf etwas nach rechts verschoben ist (Type II).

Datum des Stempels: Juli 1872. Die Notausgabe aber wurde im Augst 1872 herausgegeben.

Also bleibt uns nur die frühere Ausgabe: Typ I.

ungezähnt = Nr. 28 (Zumstein), 27 (CMPR), 29 I (Michel) -
oder
gezähnt = Nr. 32 (Zumstein), 32 (CMPR), 33 (Michel).

Da stimmt die Stellung des Kopfes und die Zeit der Verwendung (Juli 1872).

Die Farbvielfalt der ungezähnten Marke ist ja legendär, CMPR verzeichnet nicht weniger als 10 Varianten:

28a, 28c, 28d, 28e, 28f, 28g, 28h, 28j, 28k, 28m. Leider bin ich nicht im Besitz von ALLEN 10 Varianten, und muss darum die Farbbestimmung einem Meister mit geübtem Auge überlassen. Ich würde auf die 28e tippen.

Bei der gezähnten Marke listet Dragomir "nur" 7 Varianten auf
32a, 32c, 32d, 32e, 32f, 32g, 32h. Da schlage ich die Nummer 32e vor.

Nun aber die nächste Frage:

F1 - ist es eine ungezähnte Marke, die "irgendwie" doch zweiseitig gezähnt wurde?
F2 - oder ist es eine gezähnte Marke, die versehentlich an zwei Seiten ungezähnt blieb (Abart)
F3 - oder ist es eine vollgezähnte Marke, die mit der Schere verkleinert wurde?

Ich tendiere zu der Variante F2 - eine Abart zur gezähnten Marke.

Die Variante F3 schliesse ich aus wegen der Breite und Höhe der Marke. Die Variante F1 ist zwar durchaus zu erwägen, doch macht es wenig Sinn, eine wertvollere ungezähnte Marke zu verfälschen (Privat-Zähnung, ähnlich wie beim 5 Bani-Wert, Michel Nr. 32b).

Wir müssen aber wissen, dass Privat- und Versuchszähnungen schon im 19. Jahrhundert durchaus vorgenommen wurden, davon zeugt auch eindrücklich die Tapling-Sammlung, die mehrere Falschzähnungen ausweist, vgl. [#56].

Abschliessen möchte ich meine Antwort mit einem Querverweis auf ein ähnlich interessantes Stück: ein Paar der 5 Bani-Marke, das horizontale Zähnungsausfälle erfuhr, vgl. [#55].

Ich bitte Sie, geehrter Herr Nor, uns Ihre geschätzte Einschätzung Ihres Vorlagestückes bekannt zu geben.

Freundliche Grüsse

Heinz
 
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