Thema: (?) (2894) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
bayern klassisch Am: 04.04.2022 17:02:18 Gelesen: 334543# 2406@  
@ bekaerr [#2405]

Hallo Unbekannter B.,

die Familie Guggenheim war sehr groß und das Guggenheimer - Museum ist das bekannteste Relikt dieser Familie.

Nach dem Postvertrag Bayerns mit der Schweiz vom 1.9.1868 kosteten Briefe bis 7 Meilen (eine Meile = 7,5 km) 3 Kreuzer, der sogenannte Grenzrayon, bis 1 Loth Gewicht, alle anderen aber 7 Kreuzer.

In Würzburg hätte man also 7 Kr. frankieren müssen, nicht nur 3 Kr.. Daher galt der Brief zurecht als unterfrankiert. Bei unterfrankierten Briefen wurde der Wert der verwendeten Marke von der Gebühr eines Portobriefes (unfrankierter Brief) abgezogen. Da frankierte Briefe 7 Kr. kosteten, aber unfrankierte sich im Wert verdoppelten, wurde gerechnet: Unfrankierter Brief = 50 Rappen (14 Kr.) abzüglich dem Wert der Marke (3 Kr. = 10 Rappen) = Rest 40 Rappen, die der Empfänger in St. Gallen zu berappen hatte.

Nürnberg notierte also 10 Rappen als Weiterfranko für die CH und die CH strich diese und setzte 40 Rappen für den Empfänger in Rötel an. Der Empfänger zahlte diese und die CH vergütete Bayern davon 20 Rappen, so dass am Ende Bayern insgesamt 30 Rappen und die CH 20 Rappen behalten konnten.

Literatur beim schlauer werden gibt es von Dr. Zangerle (Portobriefe im Auslandsverkehr 1850-75) von 2003, das ich nur empfehlen kann.

Unterfrankierte Briefe dieser Art findet man hin und wieder; dergleichen in der 2. Gewichtsstufe, also über 1 - 15 Loth, wären größte Seltenheiten.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Quelle: www.philaseiten.de
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