Thema: Vom Nutzen philatelistischer Literatur
Heinz 7 Am: 17.04.2022 12:46:24 Gelesen: 33178# 190@  
@ Heinz 7 [#188]

Ich will nun "die Katze aus dem Sack lassen".

Los 1965 der Auktion Götz 168 (Mai 1992) hat wohl manch einen Sammler in helle Aufregung versetzt.



wir sehen hier den einzigen existierenden Doppelbogen des "Schwarzen Einser" von Bayern!

Aus einem ansonsten nur kleinen Bayern-Angebot (nur 28 Lose, 1965-1992) sticht dieses extrem wertvolle Stück natürlich turmhoch hinaus. Es wurde auch entsprechend kommentiert (Seite 60 des Textteiles) und mit einem Schätzpreis von satten DM 500'000 ins Rennen geschickt.

Ich habe keine Ergebnisliste dazu, aber das Buch "Bolaffi 1993" hilft uns weiter. Bolaffi unternahm für rund 15 Jahre die Aufgabe, die Auktionen des Jahres nach besonders teuren Zuschlägen zu untersuchen und dazu alljährlich ein Buch herauszugeben. Im Buch "Bolaffi 1993; All the records of the philatelic season 1992" kam DIESES Stück auf PLATZ EINS !

Das war vor fast 20 Jahren ein Aufsehen-erregendes Ereignis.

Christie's, Siegel, Feldman, Corinphila, Köhler und die anderen grossen Auktionshäuser, die in der Regel diesen Triumph für sich verbuchen können, hatten für einmal das Nachsehen.

Studieren wir die Einträge bei Bolaffi:

Starting price US$ 312'500 => also verwendete Bolaffi damals einen Kurs von DM 1.60 per 1 US$ (oder US$ 0.625 per DM 1.00)
Hammer price: US$ 550'000 => beim selben Kurs errechnen wir also DM 880'000. Und dieser Wert wird bestätigt! Auf der Homepage des Auktions-Hauses Götz finden wir diesen Zuschlag genannt.
Purchase price: US$ 687'500 (nach Bolaffi)

Warum Bolaffi nun 25% zum Hammerpreis hinzuzählt, kann ich nicht sagen. Gemäss Versteigerungsbedingungen galt damals eine Provision von 17 % des Zuschlagpreises (plus 3 DM pro Los). Vermutlich wurde bei Bolaffi noch die Mehrwertsteuer von 7 % berücksichtigt, das hätte jedoch 24 % ergeben. Für einen Käufer im Ausland wäre die Mehrwertsteuer aber entfallen bzw. durch die landeseigene Mwst. ersetzt worden.

Ich will mir darüber nicht zu lange den Kopf zerbrechen.

Wichtig aber scheint mir, dass ich diesen unscheinbaren, aber doch bedeutenden Auktionskatalog in meiner Bibliothek habe. Und die Erkenntnis, dass es sich lohnt, genauer hinzuschauen.

Die "Boker"-Auktionskataloge (als Beispiel) sind in vielen Bibliotheken enthalten, "Götz 168" aber dürfte ziemlich selten zu finden sein.

Freundliche Grüsse

Heinz
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/1899
https://www.philaseiten.de/beitrag/292754