Thema: (?) (2894) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
bayern klassisch Am: 25.05.2022 16:55:57 Gelesen: 300801# 2455@  
Liebe Freunde,

sind schon expresse Briefe in der gesamten VMZ und Kreuzerzeit nicht gerade Massenware, so sind auch die dazugehörigen Postscheine für eben diese Briefe Raritäten.



Heute zeige ich einen Briefpostschein aus Nürnberg vom 29.10.1860 für einen Reco- und Expressbrief an Herrn Winkler in Schnaittach. Schnaittach hatte bereits 1853 eine eigene Postexpedition erhalten, was in diesem Zusammenhang wichtig ist.

Ein solcher Brief in den Ort einer Postexpedition hätte gekostet: Franko 6 Kr. wie hier, 6 Kr. für Reco wie hier, 9 Kr. für den Expressboten und 6 Kr. für den Rückschein, auf dem der Erhalt der Expressengebühr zu vermerken war (der hier auch nicht eingetragen wurde, warum auch immer).

Aber hier muss unser Herr Winkler nicht IN Schnaittach, sondern BEI Schnaittach gewohnt haben, sonst hätte man nicht notieren müssen: "2 fl(orin) für Express- Boten deponirt".

Der Absender wollte diesen Brief schnellstmöglich zugestellt wissen, wusste aber nicht, wie viel Geld der Bote von Schnaittach bis zum Empfänger verlangen würde und leistete also ein Depositum von 2 Gulden, von dem er glaubte, dass es ausreichte.

Er bekam jetzt diesen Postschein und bezahlte die o. a. Gebühren. Nun musste er auf den Rückschein warten, auf dem der Expressbote von Schnaittach die Höhe seiner Forderung eingetragen hatte und die aus den deponirten 2 Gulden zu befriedigen war (postintern).

Sagen wir mal, er hätte 1 Gulden 20 Kreuzer für seinen Botengang bekommen, dann hätte ihm die Post in Nürnberg via die Post in Schnaittach diesen Betrag übergeben und dem Absender 40 Kreuzer erstattet.

Solo pro memoria: Wenn der Brief tatsächlich 6x plus 6x plus 6x plus 2 Gulden gekostet hätte, was durchaus möglich war, dann hätte er total 2 Gulden und 18x gekostet, was dem Tagesverdienst eines Postrates entsprach. Man sieht also, dass Expressbriefe damals kein günstiges Vergnügen waren.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/1262
https://www.philaseiten.de/beitrag/295273