Thema: (?) (668) Postverhältnisse Bayern - Österreich
bayern klassisch Am: 25.07.2022 10:20:33 Gelesen: 76737# 567@  
@ bignell [#566]

Lieber Harald,

dein schöner Brief aus Rodach ist kein bayerischer Dienstbrief, sondern zu Thurn und Taxis gehörig. Auch das heute bayerische Kronach (Cronach) war damals noch nicht bayerisch und kam erst später zu Bayern.

Die 18x rheinisch hatte die Absenderbehörde bezahlt, wie es auch vorne steht. Im Inneren des Briefes lese ich, dass man etwas von den Wiener Kollegen wollte und sich erbot, hierfür alle Kosten zu übernehmen.

Welche Gebühr die 3x CM haben sollte, weiß ich nicht - Auslandsbriefe dieser Zeit kosteten für die weite Strecke von der böhmischen Grenze bis Wien einfach (bis 1/2 Wiener Loth) schon 14x CM. Ob es ein Wiener Botenlohn war, der da notiert wurde, weiß ich nicht, weil die Wiener Botenlöhne zu erklären keine einfache Sache ist und ich in der Sekundärliteratur schon Widersprüchliches gelesen habe und ich hatte schon mindestens etwa 5.000 Dienstbriefe aus Bayern nach Wien in Händen.

Warum man (wer?) den Stempel von Roda strich, oder nachmalte, weiß ich nicht. Rechts steht Asch, das war ein österreichischer Grenzpostort. Aus dieser Ecke gibt es bayer. Briefe (selten!!), die auch als Dienstbriefe über der Grenze aufgegeben wurden, um sich Gebühren zu sparen. Ob das auch hier so war, kann ich nicht sagen, aber der Zusatz "Asch" siehr für mich authentisch aus.

Die Sache mit dem liegenden X vorn bzw. der Hälfte davon zur Demonstration, dass der Brief teil- bzw. vollfrankiert ist, hat man gehalten, wie man lustig war. Auch in Zeiten des österreichischen Grenzfrankozwangs (bis 1842 mit Bayern, bis 1843 mit Thurn und Taxis) finden wir viele Briefe, die gar nicht voll frankierbar waren mit dem liegenden X, während andere, die später ganz frankiert worden waren, nur einen Diagonalstrich zeigen.

Leider habe ich dir da nicht 100%ig helfen können - vlt. kann es einer, der mehr Ahnung von Thurn und Taxis - Österreich hat.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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