Thema: Frankreich Zinkkugelpost - Boules par Moulins
Koban Am: 04.09.2022 17:54:26 Gelesen: 1489# 4@  
@ hettel [#3]

Briefe aus den in den ersten Jahren nach dem Krieg gefundenen Kugeln versuchte die französische Post ihren Adressaten zuzustellen. Diese tragen also im Regelfall entsprechende Durchgangs- bzw. Ankunftsstempel. Von den Briefen aus diesen Kugeln sind meist nur ganz wenige erhalten geblieben (1 bis 20 Stück je Kugel).

Teile der ursprünglich für den Transport mittels der Kugeln vorgesehenen Post mit Vermerk "Par Moulins" wurden stattdessen in Reissäcken nach Paris geschmuggelt, ein anderer Teil nach dem Ende der Belagerung von Paris normal mit der Post zugestellt. Auch diese, ebenfalls selten erhalten gebliebenen Briefe, weisen Durchgangs- bzw. Ankunftsstempel (Februar 1871) auf.

Die Briefe aus den im 20. Jahrhundert gefundenen Kugeln gelangten dagegen auf den philatelistischen Markt. Sie machen den Grossteil der erhaltenen Zinkkugelbriefe aus, weisen jedoch keine Ankunftsstempel auf. Eine seltene Ausnahme bilden hier lediglich einige Briefe aus den 1968 und 1982 gefundenen Kugeln, welche an ermittelbare Nachfahren zugestellt wurden (mit Ankunftsstempel).

Dein in [#1] gezeigter Brief dürfte daher aus einer der im 20. Jahrhundert gefundenen Kugeln stammen.

Häufig ist bei letzteren Briefen die Frankatur abgefallen und wurde zur Steigerung der Attraktivität/Verkäuflichkeit ergänzt. Das könnte bei Deinem Brief der Fall sein. Die Farbfrische der Marken erscheint zumindest ungewöhnlich. Einige fehlende Stempelpunkte und Stempelübergänge (linke Marke, unten) und insbesondere die zusätzlichen (überzähligen) Punkte in der linken unteren Punktreihe des Stempels auf (und unter) der rechten Marke sind auffällig. (Normal sind aussen 8 mal 8 Punkte.) Alle Phänomene lassen sich jeweils für sich genommen irgendwie erklären, sind in der Summe, insbesondere bei einem der spät gefundenen Zinkkugelbriefe, zumindest verdächtig.

Gruß,
Koban
 
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