Thema: Alliierte Besetzung SBZ Allgemeine Ausgaben: Mi. 214 d - totgeprüft
Carsten Burkhardt Am: 10.11.2022 07:50:39 Gelesen: 2458# 1@  
Beiträge [#1] bis [#6] redaktionell ausgegliedert aus dem eher allgemeinen Thema "Prüfung von Briefmarken: Vergleichbarkeit Prüfer/Prüferverbände ?", damit unser Mitglied Carsten hier im neuen Thema seine Beispiele benennen und (auch mit Prüfern aus allen Verbänden) diskutieren kann

<<Nach meiner Erfahrung ist sie eher berufen, Fehlprüfungen der eigenen Leute so zu erklären, dass objektiv keine sichere Prüfung möglich war. Ich könnte hier einige Beispiele nennen>>

Richard meint, ich soll doch mal ein Beispiel nennen. Von mir aus, jede Woche eins:

Das Thema, was mir seit Jahren auf der Seele brennt, ist die Streichung von SBZ 214 d. Bei der Neukatalogisierung der Köpfeserie 2011 nach jahrelanger Prüfaussetzung kam es zur Streichung von zwei Varianten und gemäß der durch Herrn Geigle geschaffenen Regel "keine Vermehrung der Varianten" zu zwei neuen, damit sich die Zahl nicht erhöht.

214 d war die letzte Farbe vor dem Wechsel des Wasserzeichens, ich dachte, es würde ausreichen, als Vergleichsmarke die farbgleiche 329 za und die von den anderen Varianten abweichende UV-Farbe anzugeben. Die Vergleichsmarken aller damaligen BPP-Prüfer hatte ich persönlich kontrolliert. Die neue Farbe war postfrisch sehr selten, startete mit Auktions-Zuschlägen über 1000 Euro. Es waren nur wenige postfrische bekannt. Eigentlich alles gut.

Plötzlich tauchten aber bogenweise von einem BPP-Kollegen signierte Marken dieser Farbe auf. Signiert? Hoppla! Die ist doch extrem selten. Ich rief ihn an und fragte, wo die herstammen. "Das sind Bögen von Jens". Da ich dessen Bogensammlung zwei Jahre zuvor aufgearbeitet hatte, wusste ich, das dort nur Bögen in der c-Farbe waren, keine d. "Ich brauche die UV-Farbe nicht, ich erkenne sie auch so." war dann die Antwort auf meinen Einwurf, dass man das doch unter UV eindeutig sieht.

Lange Rede kurzer Sinn: Beide BPPs hatten ihre Steckkarten korrekt vermessen eingereicht. Dort stimmten die Farbreihen von hell nach dunkel, unter UV und alles war korrekt beschriftet. Aber einer der beiden hatte anschließend seine Farben nach eigenem Gusto neu gesteckt und bei c und d eine Hell/Dunkel-Trennung vorgenommen.

Die einen waren bei ihm dann Orange, die anderen Braun. Ich kann das wieder so bestimmt sagen, weil ich nach vielem Hin und Her irgendwann dann doch noch einmal die Steckkarten zum Nachmessen bekommen hatte: Auf der Karte für die Verbandsprüfstelle war alles korrekt. Auf der etwas kleineren Prüfkarte war es Kraut und Rüben, alles bunt durcheinander, aber sauber nach Helligkeit unterschieden: Die hellen c, die dunklen d.

Somit existierten von 214d zwei verschiedene Prüfungen:

- Prüfer 1 (VP): weniger als 5, alle mit Attest,
- Prüfer 2 (VPEX): weniger als 20, alle mit Attest,
- Prüfer 3 (BPP): weniger als 10, alle mit Attest,
- Prüfer 4 (BPP): mehrere Hundert, alle mit einfacher Signatur.

Inzwischen hatten alle noch einmal die Köpfe zusammengesteckt und es fand sich noch ein weiteres Kriterium zur Trennung de beiden Farben:

214 c ist im Seitenlicht stumpf
214 d schimmert silbrig glänzend.

Als die Sache schlussendlich vor die BPP-Verbandsprüfstelle kam, spielte wahrscheinlich die größte Rolle, wie man mit den Hunderten Falsch BPP-geprüften Marken umgehen sollte. Das Ergebnis kann jeder im Michel nachlesen: wird aufgrund von Abgrenzungsproblemen nicht BPP-geprüft, sie wurde in 214c eingegliedert.

Inzwischen sind wieder mehr als 5 Jahre ins Land gegangen, beide damaligen Kontrahenten im BPP sind nicht mehr dort Mitglied. Eigentlich könnte man die Sache zu einem guten Ende für die damals geschädigten Käufer der richtigen, nun deutlich entwerteten 214 d bringen. Aber durch die falsche Entscheidung der Verbandsprüfstelle ist die Farbe tot, wie eigentlich mit solchen Entscheidungen alle Leute verprellt werden, die jemals Geld für bessere Farben ausgegeben haben.

Um noch einmal zum Themen-Titel zurück zu kommen: Die 4 im Gebiet tätigen Prüfen hatten sich alle abgestimmt. Die Farbreihen waren identisch, aber nicht durch die Arbeit der BPP-Verbandsprüfstelle, sondern durch die Kommunikation der Prüfer untereinander. Als die Verbandsprüfstelle angerufen wurde, kam aufgrund deren Tätigkeit das Schlimmstmögliche heraus, neudeutsch das worst case scenario.

Viele Grüße
Carsten
 
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