Thema: (?) (66) Oberschlesien - Marken, Prüfer und philatelistische Zukunft
Stefan Am: 30.12.2022 09:42:29 Gelesen: 10874# 83@  
@ EDMI [#82]

Gibt es dennoch eine Möglichkeit grobe Fälschungen zu erkennen und nicht aus Versehen etwas echtes zu entsorgen?

Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei dem gezeigten Exemplar um ein Original handelt, geht gegen Null. Circa 98-99 % aller Exemplare auf dem Markt dürften falsch sein. Letztendlich definitiv nachweisen ließe sich dies vermutlich lediglich anhand einer Originalvorlage. Ich gehe hier allerdings von einer Aufdruckfälschung aus - allein die Aufdruckfarbe gefällt mir bereits nicht.

Zwischen echt und falsch existieren schon ein paar Unterschiede. Neben der Aufdruckfarbe vom Handstempel weist das Original (Handstempel Type I) im Vergleich zur häufigsten Fälschung (Handstempel Type II) ein paar Unterschiede auf, welche sich beim Ausmessen ergeben (Bruchteile von Millimeter). In älteren Michel Deutschland-Spezialkatalogen werden diese Unterschiede auch noch aufgeführt (irgendwann zwischen 1983 und 1996 aus dem Katalog herausgeflogen).

Wir haben einige gestempelte (attestierte) Exemplare in der Attestdatenbank, siehe [1]. Fällt dir etwas zur Stellung des Handstempelaufdrucks vs. Tagesstempelabschlag auf? Dies wäre ein relativ sicheres Indiz bei gestempelten Exemplaren.

Der Tagesstempel kann auch ein Indikator zur Echtheit sein. Die meisten Originale und Fälschungen wurden mit den Tagesstempeln Oppeln *1i (wie in deinem Fall) und Oppeln *1k gestempelt. Es kommen aber auch Entwertungen von anderen Tagesstempeln aus Oppeln vor.

Oppelner Notausgaben mit den Prüfzeichen der Herren Haertel (Oppeln), Dr. Müller (Leobschütz) und Richter sind mit äußerster Vorsicht zu betrachten (Richter prüfte m.W. nie Oberschlesien, also Prüfzeichenfälschung). Haertel-signierte Briefmarken kommen oftmals satzweise daher und sind im Regelfall falsch (Ausnahmen einzelner Exemplare bestätigen die übliche Regel).

Attestierte Exemplare der Oppelner Notausgaben der Herren Dr. Weinberg BPP (bis 1996) und Gruber BPP (ab 1997) sind in Ordnung.

Gruß
Stefan

[1] https://www.briefmarken-atteste.de/atteste/suchen/ablage/284
 
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