Thema: Altdeutschland Baden: Mysteriöse Abart "durchschlagender Druck"
Sammlerfreund Christian Am: 03.01.2023 23:09:06 Gelesen: 1494# 1@  
Altbaden: mysteriöse Abart "durchschlagender Druck"

Liebe Sammlerfreunde,

seit einiger Zeit beschäftigt mich die im Michel Spezial beim Sammelgebiet Altbaden bei verschiedenen Ausgaben aufgeführte Abart "durchschlagender Druck (D)". Diese Abart erscheint mir zunehmend mysteriös.

Das Problem lässt sich generell wohl wie folgt beschreiben: Wie "sehr" muss der Druck durchschlagen, damit es für die Abart ausreicht? Der Druck ist nämlich sehr oft rückzeitig zu sehen, und der Umstand, dass man "irgendetwas" erkennen kann, reicht wohl nicht aus, um höhere Preise zu rechtfertigen. Ferner besteht offensichtlich Verwechslungsgefahr mit Abklatschen, die angeblich viel häufiger vorkommen sollen.

Der Michel hilft bei der Abgrenzung leider nicht gut weiter, weil es keine Abbildungen, sondern nur den kurzen Hinweis gibt: "Durchschlagende Drucke (auch Stempel schlagen durch) entstanden durch schlecht geleimtes Papier". Ferner bei Nr. 9 bis 12: "Papierbedingt schlagen alle Exemplare der Nr. 9-12 mehr oder weniger durch; eine Abgrenzung zwischen Normalmarke und Abart ist damit bei dieser Ausgabe nicht möglich."

Als einzige weitere Literatur-Quelle habe ich das "Plattenfehler-Handbuch der Marken des Großherzogtums Baden" von Herrn Hornberger gefunden, das mir übrigens sehr gut gefällt. Dort gibt es Abbildungen des durchschlagenden Drucks. Ferner schreibt Herr Hornberger: "Das Durchschlagen der Druckfarbe - auch der Stempelfarbe - ist nur bei extrem dünnen Papieren der Marken möglich. [...] Die erste Ausgabe Mi.Nr. 1a bis 4a und die späteren Auflagen der Mi-Nr. 9 - 12 sind davon besonders betroffen. Bei allen anderen Marken sind durchschlagende Drucke seltener zu finden, da normalerweise dickeres Papier bedruckt wurde. Ein sicheres Zeichen ist der mit durchschlagende Stempel." Der fehlende durchlagende Stempel scheint auch das Unterscheidungsmerkmal zum Abklatsch zu sein, was mir auch einleuchtend erscheint.

Anhand der vorstehenden Beschreibung sowie der abgebildeten Beispiele habe ich in meiner Sammlung unter anderem die folgenden Marken identifiziert und an Herrn Stegmüller zur Prüfung geschickt:



Leider wurde keine der Marken von Herrn Stegmüller als Abart anerkannt. Auf Nachfrage teilte er mir mit: "Durchschlagende Drucke von Baden werden zwar grundsätzlich geprüft, sind jedoch wesentlich seltener als es die Bewertung im Michel vermuten lässt. Das liegt daran, dass diese Marken sehr häufig mit mehr oder weniger starken rückseitigen Abklatschen verwechselt werden (diese sind relativ häufig). Durchschlagende Drucke kommen nur auf sehr dünnem Papier vor."

Ich frage mich nun:

- Woran kann ich mit Sicherheit einen "durchschlagenden Druck" erkennen, der als Abart im Sinne des Michel eingestuft werden kann?

- Welche Aussagekraft hat der durchschlagende Stempel? Herr Hornberger nennt ihn ein "sicheres Zeichen", aber das scheint nach der Stegmüller-Prüfung wohl nicht zu stimmen?

- Was hat es mit dem "sehr dünnen Papier" auf sich? Stimmt das überhaupt angesichts der technischen Erklärung im o.g. Handbuch, dass der Fehler nur durch schlechte Leimung entsteht? Der Michel nennt diese Kriterium nicht. Wenn es aber stimmt, lässt sich "sehr dünn" quantifizieren?

- Ist folgende Schlussfolgerung eigentlich richtig? Durchschlagender Druck bei Mi-Nr. 1a bis 4a und 9 bis 12 scheint scheint ja wohl die Regel oder zumindest sehr häufig zu sein, so dass hier keine Abart vorliegt. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass jeder Sammler, der diese Marken besitzt, auch Anschauungsmaterial für den durchschlagenden Druck hat. Wenn also bspw. die Nr. 7 im Vergleich mit 2a (beide Marken mit rötlichgelben Papier) dasselbe Ausmaß an durchschlagendem Druck und dünnem Papier zeigt, müsste es sich doch bei der Nr. 7 um die im Michel gelistete Abart "D" handeln. Oder?

Über einen Austausch und weitere Informationen würde ich mich sehr freuen. Vielleicht kann auch jemand geprüfte Exemplare der Abart zeigen.

Vielen Dank und herzliche Grüße
Sammlerfreund Christian
 
Quelle: www.philaseiten.de
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