Thema: Vorphilatelie Bayern: Postscheine mit Besonderheiten
bayern klassisch Am: 05.01.2023 11:02:17 Gelesen: 4623# 19@  
Liebe Freunde,

bei PF (Peter Feuser) im Supplement-Band findet sich unter der Nr. 781/3A der Stempel 100 Dürckheim. Sein Erscheinungsjahr wird mit 1814 angegeben, also ein Stempel aus der überrheinischen Zeit in der Pfalz, als diese, zuvor noch französisch, durch Napoleons Flucht in seine Heimat zurückgelassen wurde und durch die Napoleon verfolgenden Heere wieder in deutsche Hände fiel. Diese Zeit dauerte nur von 1814 - April 1816 und die Postgerechtsame in der Pfalz wurde von Thurn und Taxis in die Hand genommen, ehe man von Seiten Bayerns Salzburg an Österreich zurückgeben musste und dafür die Pfalz bekam.



Dieser Stempel mit der Departementsbezeichnung 100 ("Mont Tonnere" für Donnersberg) war natürlich sinnfrei, denn mit dem Rückzug der Franzosen aus der Pfalz existierte dort auch kein Departement mehr, welches man mit 100 anzusprechen hätte. Der Stempel ist also extrem selten und wurde von PF mit 6.000 DM angesetzt, mit das Höchste, was es damals an Preisangaben gab.

Nach äußerst kurzer aktiver Zeit verschwindet dieser Stempel - und das sehr lange. Bis er in den späten 1860-er Jahren aus seiner Schublade geholt wurde, jetzt um die 100 erleichtert und er seinen (allerdings auch nicht sehr langen) Dienst bei der Fahrpost in Bad Dürkheim antrat. Dort kenne ich ihn auf ein paar Scheinen, wie auch hier für einen Wertbrief über 10 Gulden an Kessel in Aschaffenburg im Gewicht von 5/10 Loth vom 19.2.1869.

55 Jahre lang war er also in einer Schublade gelegen und jetzt fand man Sinn in seiner Verwendung, auch wenn das französisch anmutende Schriftbild (Schreibschrift!) gar nicht mehr zu der neuen Zeit passte, in die man ihn gezwängt hatte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/10721
https://www.philaseiten.de/beitrag/310761