Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Heinz 7 Am: 28.02.2023 07:05:32 Gelesen: 93312# 882@  
@ 10Parale [#879]

Das Wort "Provenienz" ist ein Fremdwort für "Herkunft". Es ist klar, dass ein Sammelstück, bei dem man weiss, wo es herkommt, mehr wert ist, als ein Stück aus unbekannter Herkunft.

Der Brief Mauritius mit den zwei Werten 1 Penny und 2 Pence auf Brief nach Bordeaux ist einer der am meisten besprochenen Briefe der Philatelie-Geschichte. Die Geschichte seiner Besitzer ist nun 175 Jahre alt, und weist ein paar "unbekannte Felder" auf, zumindest für die Öffentlichkeit. Einiges weiss man aber auch von diesem Brief.



Eine Provenienz-Angabe sollte idealerweise unterscheiden zwischen Händlern/Auktionatoren, die das Stück treuhänderisch besassen um es zu verkaufen, Investoren und Sammlern, die das Stück in ihre Sammlung einbauten. Es gibt Sammler, die stellen ihre Sammlung nie aus und niemand weiss, dass sie Besitzer sind von diesen Stücken; oft wird erst Jahrzehnte später bekannt, dass ein Sammler ein Stück (oft über Jahrzehnte!) besass! Erivan Haub war solch ein Sammler; viele seiner Schätze waren "untergetaucht", waren lange Zeit von der Bildfläche verschwunden und kein (bzw. kaum ein) Mensch wusste, wer das Stück besass.

Ich habe versucht, die Provenienz des wertvollsten Briefes der Welt hier einmal klar aufzuzeigen.



Ich stütze mich dabei auf die Quelle: Leon N. Williams: Encyclopaedia of rare and famous stamps, vol. 2 (1997), ergänzt um einen Eintrag.

Ich habe die "Händler-Stationen" von den wahren Sammlern getrennt und letztere sind meines Erachtens viel wichtiger als die "Zwischenstationen".

Vielleicht überrascht es, dass (meines Wissens) erst 6 Sammler diesen Brief wirklich besassen, sonst war er in den Händen von Investoren, oder - die ersten 54 Jahre - noch unentdeckt.

1993 wurde das Stück in Zürich verkauft; ich sass damals im Auktionssaal. Leider weiss man (bzw. ich) bis heute nicht, wem der Brief seither gehört; er wurde zwar verschiedene Male an Ausstellungen gezeigt, aber immer anonym. In einer Ausstellungssammlung wurde der Brief m.W. noch nie gezeigt! Darum sind die drei Auktionskataloge (1934-1963-1993) so wertvoll, weil sie die Sammlungen Hind-Burrus-Kanai dokumentieren.

Vielleicht erfahren wir irgendwann mehr, was in den letzten 30 Jahren mit dem Brief geschah?

Am längsten war der Brief im Besitz des Tabak-Industriellen Maurice Burrus. 28 Jahre ist zwar nicht ganz richtig, da Burrus 1959 starb, doch dauerte es vier Jahre, bis die Sammlung Burrus verkauft wurde. 1962 hatte der Amhelca Trust die Sammlung wohl von den Erben übernommen, ich habe diese Zusatz-Info in meine oben gezeigte Tabelle übernommen, ansonsten halte ich mich an die Stationen gemäss Buch Williams.

Heinz
 
Quelle: www.philaseiten.de
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