Thema: Abenteuer auf der Reise – Auge in Auge mit der örtlichen Postverwaltung
Bendix Gruenlich Am: 28.02.2023 22:40:33 Gelesen: 4657# 35@  
Übrigens, wenn Deutsche sich die über die Eifel anschleichen und das neutrale Luxemburg und Belgien durchqueren….dann heißt das für Frankreich nichts Gutes. Zumindest galt das für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Ich hab das Muster jedenfalls kopiert…und bin vom neutralen Belgien aus in Frankreich eingefallen. Verdun ist dann noch am gleichen Tag gefallen. Allerdings habe ich mir nicht die Schlüssel der Stadt aushändigen lassen, sondern nur die zu einem Hotelzimmer.

Dort habe ich folgenden Beleg aus allerhand Resten angefertigt, den ich für gelungen halte und besonders liebe, und ihn am Morgen auf die Post gebracht.



Une obliteration extraordinaire! Was für eine nette Überraschung. Es war mir ein Vergnügen, diesen ornamentalen Stempel unter Nr. 395029 in der philastempel-Datenbank zu hinterlegen (Details dort).

Frankreich hat ja die angenehme Eigenheit (Vive la France!), dass da praktisch alle Marken von Beginn an (mit Ausnahme weniger Kollaborations-Ausgaben) noch verklebt werden können (wer also noch Marken mit Napoleon dem Dritten drauf übrig hat, nur zu, der benutze sie doch einfach).

Tragisch: Philippe Petain wurde einst zum Kommandeur der Truppen zur Verteidigung Verduns 1916 ernannt und für den dortigen Sieg (seiner Einheiten) gefeiert, hat sich dann aber 1940 an die Spitze des Kollaborationsregimes stellen lassen. Und mit Verlierern wird selten gnädig umgegangen. Marken mit seinem Porträt sind daher nicht mehr zur Frankatur zugelassen.



Das Porto auf der Karte stimmt jedenfalls centime-genau, auch in alten Franc. Viel Spaß beim Nachrechnen. Und seinerzeit galt noch der günstige Europatarif (Porto in die Europäische Union entsprach dem Inlandsporto). Interessantes historisches Detail; der rechts oben zitierte Vertrag von Verdun war eine Erbfolgeregelung. Drei Söhne Karls des Großen teilten das Reich in ein West- (Gallien), Mittel- (Burgund / Lothringen) und Ostteil (Deutschland) auf. Um den Mittelteil wurde dann 1.000 Jahre lang gekämpft (eine echte Erbauseinandersetzung halt).

Gereist bin ich bei herbstlichem Wetter, hin durch das Maastal, zurück dann Richtung Metz.

Es fallen einem die vielen, vielen Friedhöfe am Wegesrand auf. Abertausende tote Soldaten…nun, c’est la guerre...trotzdem ist das bitter, bitter.

Da lernt man Europa-Marken zu schätzen (mit ihrer wichtigen politischen Botschaft), die sind mir nämlich lieber als Feldpost.

Das wäre eigentlich ein guter Schlusssatz gewesen, ich lege aber noch etwas Bildliches nach, denn ich ahne, dass uns Sammlern nach Markenansichten verlangt.

Von links nach rechts

• Souvenir, Souvenir: 1 centime in alten Franc, also FRF 0,0001 aus einer Freimarkenausgabe aus den 1930ern. Ich dachte, das wäre ein Betrag, den ich zur Dokumentation meines Aufenthalts aufwenden habe aufwenden dürfen, ohne unvernünftig zu erscheinen.

• Metz: die Kathedrale - hatte ein Hotel direkt am Platz

• Willkommen zurück in Deutschland: Tourende im Saarland. Jedenfalls habe ich ein Gespräch zwischen zwei einheimischen Damen am Bahnhof aufgeschnappt. Meiner Treu, ich hab nicht verstanden, was die geschwatzt haben und gerade deswegen die Ohren gespitzt. Ob das Saarland deswegen mal eigene Marken hatte?


 
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