Thema: Vom Nutzen philatelistischer Literatur
Heinz 7 Am: 18.04.2023 19:57:39 Gelesen: 14750# 209@  
@ Heinz 7 [#149]

Ich habe vor einer Weile auf alte Briefmarken-Kataloge hingewiesen (Maury 1865). Ähnlich interessant sind die alten Vordruck-Alben.

Anbei zeige ich ein altes Lallier-Album.



An der schönen Literaturauktion Freeland/Erivan vom März 2017 bei Köhler Wiesbaden wurde als 569. Los ein "Lallier"-Album versteigert. Wir wundern uns vielleicht, dass der Preis dafür moderat angesetzt wurde (Ausruf Euro 100), aber das liegt an dem Stück, es ist "nur" ein Album der 9. (!!) Auflage 1870, und das Album hat schwere Mängel (siehe Beschreibung).

Wir sehen daraus aber zwei Dinge:

erstens: das Lallier-Album fand höchste Beachtung. 1862 erschien die erste Auflage, 1870 offenbar schon die neunte! Die Alben waren vor rund 160 Jahren sehr beliebt.

Lesen wir, was das erste "Lallier"-Album bot: (Carlrichard Brühl: Geschichte der Philatelie, Band 2):

Das Album umfasste zwei geographische Karten und 160 Seiten mit Vordrucken für 1101 Marken, die nach Kontinenten gegliedert waren: Europa 627 Marken, Asien 41, Afrika 45, Ozeanien (...) 90, Amerika 298.

weiter...

Die relativ hohe Zahl der Markenfeder erklärt sich durch die Tatsache, dass die Ganzsachenwertstempel als Marken behandelt sind mit einem - abermals viel zu knappen - Feldvordruck in der Form des Wertstempels.

Ein Bild führt uns dies vor Augen: siehe Seite 711



Wir sehen am Beispiel Ceylon: Die 7 Briefmarken-Felder haben nur sehr wenig Raum, und das führte wohl dazu, dass manch eine Marke sogar extra "klein-geschnitten" wurde, damit sie Platz hat im Feld. Ein breiter Rand wurde wohl gnadenlos abgeschnitten.

Noch schlimmer ist das aber bei den Ganzsachen. Nicht weniger als 14 Ganzsachen sollten auf dieser Seite eingeklebt werden. Dazu "mussten" die Wertzeichen eng ausgeschnitten werden. Es gab also ein regelrechtes Ganzsachen-Massaker, denn wir wissen, dass eine Ganzsache natürlich als Ganzes erhalten bleiben sollte (Umschläge, Postkarten, Streifbänder, u.a.m.).

Wir sehen also auch (zweitens):

In den ersten Jahren des Briefmarken-Sammelns gingen viele Schätze verloren. Nicht nur bei Nicht-Sammlern, sondern - und das ist durchaus auch als "tragisch" zu bezeichnen - auch bei Sammlern. Man muss wohl konstatieren: die Verwendung des "Lallier"-Albums hat wohl einige Werte vernichtet. Vor allem bei den Ganzsachen.

Heinz
 
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