Thema: Vorphilatelie 19. Jahrhundert: Belege vorgestellt
Jürgen Witkowski Am: 29.04.2023 21:47:34 Gelesen: 15454# 186@  
Was die Corona-Pandemie in den letzten Jahren für uns war, war zwischen 1830 und 1832 die erste Cholera-Welle, die Europa erreichte. Im Rahmen der Bekämpfungsmaßnahmen wurde in Preußen im Juni 1831 eine Verordnung für die Behandlung von Briefen und anderen Papieren erlassen. Die Briefe wurden in eigens eingerichteten Kontroll- und Desinfektionsstationen mittels einer Rastel perforiert und geräuchert oder auch mit Essig bespritzt. Detaillierte Hintergrundinformationen dazu kann man hier nachlesen [1].

Vor kurzem bin ich in den Besitz eines solchen „Cholera-Briefes“ gelangt, der dazu noch ideal in meine postgeschichtliche Heimatsammlung von Essen passt. Einige Vermerke auf der Briefhülle sind mir noch nicht ganz klar. Hier hoffe ich auf die Fachkompetenz der Forenmitglieder.



Zunächst eine Gesamtansicht des Briefes aus Berlin vom 21. Oktober 1831. Absender war ein Herr Goedeking von der Königlichen General Münz Direktion. Der Brief ist adressiert an den Gußstahlfabrikanten Friedrich Krupp zu Essen a.d. Ruhr.



Es handelt sich um einen Portobrief, der mit 1 ½ Silbergroschen taxiert ist.



Der Aufgabestempel vom 22.10, ein Fingerhutstempel mit 18 mm Durchmesser, stammt vom Hofpostamt Berlin und ist sowohl im Feuser, als auch im KBHW aufgeführt.



Den Vermerk unten links kann ich nicht entziffern.



Ebenso kann ich die Zeile unter dem Absender nicht komplett entziffern. Ich lese B. d. S. November 1831, kann mir aber keinen Reim auf die Abkürzungen machen.



Nun zu den außergewöhnlichen Aspekten des Briefes. Auf der Siegelseite kann man deutlich Perforationen erkennen, die auf der Vorderseite etwas weniger gut zu erkennen sind. Das deutet darauf hin, dass eine Rastelzange im Einsatz war, um eine Desinfektion durchführen zu können.



Die Desinfektion wurde durch den Stempel SAN.St. dokumentiert, der im Feuser aufgeführt ist.



Die letzte Unklarheit für mich stellt die Paraphe rechts auf der Siegelseite im Bereich der Perforationen dar.

Wer kann Hinweise zu den offenen Fragen geben ?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen

[1] https://blog-archiv.klassik-stiftung.de/geraeucherte-post/
 
Quelle: www.philaseiten.de
https://www.philaseiten.de/thema/6497
https://www.philaseiten.de/beitrag/317876