Thema: Moderne Privatpost: Citipost Göttingen
Stefan Am: 13.05.2023 22:01:42 Gelesen: 3533# 28@  
@ Peter Blum [#27]

Danke für die interessanten Erläuterungen, die mir so im Detail nicht bekannt waren - aber, wenn ich es richtig verstehe, ist es bezüglich der Ausgangsfrage doch trotzdem so, dass die Briefe an den Verlag am Ende bei der Deutschen Post landen, die dann für die Einsortierung in die Postfächer Geld erhält. Aus Konzernsicht (Verlag/Postzusteller) ließe sich dieser Betrag doch einfach sparen, wenn man eine Zustellanschrift angeben würde.

Die Ausgangsfrage in Beitrag [#23] war wie folgt:

"Über die Angabe einer Postfachadresse erzwingt doch der Verlag geradezu die Zustellung (Korrespondenz rund um Abos, Leserbriefe, Preisausschreiben) mit der Deutschen Post AG."

Jein. Es ist nicht zwingend von Nachteil für den Postmitbewerber, wenn dieser an Postfächer adressierte Sendungen in einer Postfiliale zur Einlage in die betreffenden Postfächer abgibt. Der zu zahlende Preis pro Tag und Filiale setzt sich aus einem Grundentgelt (aktuell 1,06 Euro) - dafür dass sich der annehmende Postmitarbeiter überhaupt bewegen muss - sowie einem sendungsbezogenen Entgelt (hier 3,9 Cent pro Brief) zusammen. Je mehr Postfachsendungen in einer Filiale bei gleichbleibendem Grundentgelt eingeliefert werden, umso günstiger wird es für den Postmitbewerber, da dieser in einem größeren Zeitumfang nicht selbst mit eigenem Zustellpersonal durch die Gegend laufen muss, um die Sendungen selbst zuzustellen. Man kann 50 Postfachsendungen innerhalb von zehn Minuten Arbeitsaufwand in einer Postfiliale abliefern (Kosten vom Sortieraufwand im eigenen Briefzentrum sowie von 1,06 + 50x 0,039 Euro = 3,01 Euro Einlieferungsentgelt in der Postfiliale und die Deutsche Post AG hat den personellen Zeitaufwand sowie die Arbeit) oder die gleiche Anzahl an Sendungen innerhalb von einer Stunde (Grundkosten von mindestens 12,00 Euro Stundenlohn + Arbeitgeberanteil am Lohn + Kosten für Zustellerfahrzeug/Arbeitskleidung/Versicherungen usw.) aufgrund der zwangsläufigen Entfernung zwischen den einzelnen Empfängeranschriften mit eigenem Mitarbeiter zustellen.

Wenn die Citipost Göttingen betriebswirtschaftlich clever ist (was ich einfach einmal annehme) und Zustellpartner bundesweit ebenfalls mitdenken, dann geben diese Partner auch Postfachpostleitzahlen als eigenes Zustellgebiet an, wo tatsächlich selbst zugestellt wird, und die Citipost Göttingen hinterlegt diese gemeldeten Postleitzahlen vollständig (ohne Zahlendreher usw.) korrekt in der eigenen Software CodX für die maschinelle Bearbeitung an den Briefsortieranlagen. Wenn der Absender wie Philapress dann auch noch maschinenlesbare Sendungen aufliefert, spricht eigentlich nichts dagegen, auch Postfachsendungen außerhalb vom Kreislauf der Deutsche Post AG selbst zu verarbeiten und bis zur Postfiliale zu transportieren, wo der Empfänger sein Postfach hat.

Schwerer wiegt aber vielleicht, dass ich vermute, dass ich nicht der einzige bin, der für Postfachadressen immer die Deutsche Post und niemals einen privaten Zustelldienst nutzt.

Auch hier ein Jein. Ich gehe davon aus, dass bei vielen Briefdienstleistern, welche auch Briefmarken für Privatkunden anbieten, jene Briefmarkenkunden vom täglichen Sendungsvolumen her betrachtet meistens eine eher untergeordnete Rolle spielen. Briefdienstleister wie PostModern aus Dresden und RPV aus Cottbus haben vermutlich einen deutlich höheren Briefmarkenanteil an selbst zuzustellenden Sendungen als ein Unternehmen wie bspw. Brief und Mehr aus Münster oder Südmail aus Weingarten. Wo das Geld eher knapper sitzt, wird auch mehr auf Centbeträge (= Ersparnis an Porto im Vergleich zur DPAG) geachtet. Ich nehme an, dass sich die meisten Absender keine Gedanken darum machen, ob es sich um eine Empfängeradresse mit Straße/Hausnr. oder um eine Postfachadresse handelt.

Gruß
Stefan
 
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