Thema: (?) (2894) Altdeutschland Bayern: Schöne Belege
bayern klassisch Am: 14.05.2023 21:22:16 Gelesen: 146182# 2642@  
@ Gernesammler [#2641]

Hallo Rainer,

deine Beschreibung klingt naheliegend, aber sie lautet ein bisserl anders.

Absender war eine thurn und taxische Behörde in Regensburg, die seit 1808, also der Verstaatlichung der ehemaligen Reichspost/Thurn und Taxis Post in Bayern, für Bayern aktiv portofrei gestellt worden war. Hinten kann man noch das Siegel sehen/erahnen. Dank dieser Siegelung war der Brief auf der bayerischen Seite portofrei.

Als Zeichen der Portofreiheit gab es von der Reichspost/Taxis-Post entweder eine sog. Null-Paraphe, also eine 0 mit diagonalem Strich von links unten nach rechts oben, oder, noch älter, 2 schräge Parallelstriche wie hier, die wir nicht häufig finden. Das war das Zeichen für "für uns nichts zu fordern". Demzufolge war der Brief tatsächlich frei bis zur württembergischen Grenze. Aber Württemberg hatte zu dem Zeitpunkt KEINE eigene Staatspost, sondern die Thurn und Taxis-Lehenspost im Land und jetzt kommt das Interessante: In Württemberg war das fürstliche Thurn und Taxis Rentamt (heute: Finanzamt) NICHT portobefreit, weshalb die 6 Kreuzer Porto von der württ. Grenze bis zum Empfänger korrekt waren.

Sehr schöner Brief mit seltener Form der Verdeutlichung der bayerischen Postportofreiheit und Spezialität in Württemberg.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
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