Thema: Neues vom BPP - Bund philatelistischer Prüfer
Richard Am: 18.05.2023 09:50:57 Gelesen: 17713# 160@  
Laudatio von Peter Sem (BPP) für den neuen Köhler-Preisträger Tobias Huylmans

Sehr geehrte Gäste, liebe Kollegen,

zu einem Höhepunkt des diesjährigen BPP-Festabends darf auch ich Sie herzlich begrüßen. Wie schon im letzten Jahr obliegt es mir, einen verdienten Kollegen mit dem Köhler-Preis 2023 zu würdigen.

Wie Vielen von Ihnen bekannt sein dürfte, wurde der Preis auf Initiative von Wilhelm van Loo und Volker Parthen ins Leben gerufen und erstmals im Jahr 1996 vergeben. Er soll Personen würdigen, die sich in außerordentlicher Weise für das Prüfwesen eingesetzt haben. Er wird nicht automatisch jährlich verliehen, sondern lediglich dann, wenn die Kommission einen neuen Kandidaten für würdig befunden hat. Er zählt nach meiner Meinung zu den bekanntesten Auszeichnungen in der deutschen Philatelie. Um gleich vorweg Missverständnisse zu vermeiden, möchte ich anmerken, dass der diesjährige Kandidat von Wilhelm van Loo vorgeschlagen und von allen Mitgliedern des Kuratoriums als würdiger Preisträger bestätigt wurde.

In den Vorjahren haben wir stets versucht, Sie mit seinem Namen möglichst lang „auf die Folter zu spannen“. Das ist in diesem Jahr schlichtweg unmöglich, da ihn viele bereits nach wenigen Sätzen erkennen werden – aber alles der Reihe nach.

Schon früh entdeckte er seine Liebe zu unseren bunten Bildchen und spielte mit Ausschnitten aus Briefmarken- oder Auktionskatalogen mit seiner Schwester Memory. Auch lernte er, dass es ein Preisgefälle bei Auktionsangeboten gab, die er kenntnisreich auszunutzen verstand. Bereits mit 14 Jahren ist er philatelistisch noch aktiver geworden. Unser Preisträger hat es clever angestellt und sich eine Bescheinigung über seine volle Geschäftsfähigkeit ausstellen lassen – er ist also bereits früh in den aktiven Handel eingestiegen.

Nach meinen Informationen schloss er eines seiner ersten größeren Briefmarken-Geschäfte erfolgreich ab: ein im Internet angebotenes Album mit 10.000,- € Nominalware handelte er von 1.400,- auf 1.200,- herunter und verkaufte den Posten danach für 7.000,- weiter. Von dieser Spanne dürften viele Kollegen nur träumen. Da die Übergabe auf einem Parkplatz stattfand, sicherte sein Vater, von Beruf Polizist, das Umfeld ab, da er der ganzen Sache misstraute.

Anscheinend verliefen alle Geschäfte gleich zu Beginn sehr erfolgreich, da er, vom Schulalltag gelangweilt, die Realschule abbrechen und eine Lehre in einem Auktionshaus beginnen wollte. Sein Vater zwang ihn jedoch, das Fachabitur zu machen. Das gelang ihm offenbar, wobei gelegentliche Bestechung einer Lehrerin mit einer Tafel „Ritter Sport“ hilfreich war. Fragt sich, wie die Lehrerin das gewichtsmässig verkraftete? Seinem Mathelehrer musste er beim Schulschluss versprechen, dass er nie wiederkommt.

Schon früh verstand er es auch gut, ihm weniger angenehme Arbeiten „auszulagern“. So malten seine Mutter und seine Schwester Bilder für den Kunstunterricht, seine Schwester hat er für Hilfsarbeiten gegen gute Bezahlung angeheuert und seine Mutter zeichnete Stempel für ein von ihm verfasstes Buch. Nach Zeugnisvergabe wunderte sich sein Vater, dass er keine Schultasche dabei hatte. Der Frage nach seinem Zeugnis kam er dadurch nach, dass er aus seiner Hosentasche ein zusammengeknülltes Papier hervorzog.

Nachdem er u.a. Massen von Infla-Briefen erworben hatte, bewarb er sich erstmals als Prüfer im BPP. Unser damaliger Geschäftsführer wies ihn mit dem Hinweis ab: „Werd´ erst einmal 18!“ Das ärgerte unseren Kandidaten ziemlich, und er entschloss sich, ein Exempel zu statuieren. Da er sich bereits mit Fälschungen gut auskannte, legte er einen unserer Kollegen herein und freute sich diebisch über dessen Fehlurteil.

Später entschied er sich für den seriösen Weg im Handel und trat in die Dienste eines bekannten Auktionshauses ein. Die dortigen Erlebnisse hat unser Kandidat nach meiner Kenntnis bereits mehrfach vor allem abends an der Bar hier in Nürnberg geschildert – es muss immer sehr lustig gewesen sein!

Sie hören daraus, dass er sich – nun erfolgreich – nochmals für die Aufnahme in den BPP beworben hat und die Prüfungen mit Bravour bestand. Heute ist er für etliche Gebiete zuständig wie Hamburg, Memel, Gebiete 1914/18 und 1939/45. Ich frage mich, wo er dafür die Zeit hernimmt?

Spätestens jetzt werden alle wissen, wer unser neuer Preisträger ist. Er hat sich große Verdienste um unseren Internet-Auftritt erworben, hat eine umfangreiche Liste alter und neuer Prüfer samt deren Vita erstellt, ist in unserer Verbandsprüfstelle aktiv und wendet für seine Prüfgebiete modernste Prüfverfahren an. Von seiner Kenntnis profitieren wir alle, u.a. am gestrigen Abend durch seinen Vortrag zusammen mit Michael Jäschke-Lantelme.

Überraschenderweise hat er trotz aller Arbeiten auch noch Zeit für seine Familie, die inzwischen aus Frau und drei Söhnen besteht. Nicht nur dort hat er sich seine Coolness und menschliche Wärme bewahrt – ich habe z.B. gehört, dass sich seine Frau manchmal fragt, ob sie 3 oder 4 Kinder zu versorgen hat.

Bereits vor Wochen hat Christian Geigle ihn gebeten, sich heute zum Festabend „wegen der Vorstandsfotos“ festlich zu kleiden – ein Outfit, das er im Grunde seines Herzens ablehnt. Aber eine Preisverleihung fordert halt auch Opfer. Bei seinem jetzigen Arbeitgeber ist er in führender Position tätig und hat, so denke ich, zu einem noch moderneren Auftritt des Auktionshauses beigetragen.

Nun komme ich auf meine Eingangsworte zurück: der Vorschlag für unseren Preisträger kam von Wilhelm van Loo, davon wusste Dieter Michelson im Vorfeld rein gar nichts. Die Weitergabe des Namens war für ihn eine Überraschung, denn es ist:

TOBIAS HUYLMANS
 
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