Thema: Bund: Mi-Nr.3750 - 85 Cent Hans im Glück "Farbunterschiede"
Ben 11 Am: 28.05.2023 21:47:49 Gelesen: 1145# 8@  
@ opti53 [#6]

Guten Abend Thomas,

Farbunterschiede sind also bei den modernen Rasterdruckverfahren komplett anders zu beurteilen, als bei anderen Druckverfahren früher.

Nun, die Herausforderung im Bestimmen der Ursache eines Farbunterschiedes im modernen Offsetdruck liegt wohl eher in der Mehrfarbigkeit und dem Übereinanderliegen der durchscheinenden Farben, als im Rasterdruck.

Stichtiefdruck ist letztlich auch eine Form der Rasterung, sprich Abstufung der Helligkeit zum Erzeugen von Halbtönen.

Liege ich da falsch, wenn man annehmen kann, dass Farbvarianzen hier eher zu den Druckzufälligkeiten gezählt werden müssen?

Das ist eine spannende Frage!

Der BPP definiert seit 2018 (unverändert!) Druckzufälligkeiten als "Abweichung vom Druckbild, die während des Drucks entsteht und sich nur temporär auf einzelnen Bogen oder einem geringen Teil der Auflage zeigt, also nur für einen bestimmten Zeitabschnitt bzw. eine bestimmte Druckphase typisch sind. ... Sie werden nicht signiert bzw. attestiert."

Bei der Farbe gesteht man immerhin eine subjektive Wahrnehmung ein und formuliert: "Farbtönungsunterschiede entstehen in der Regel durch abweichende Mischungen der Druckfarbe. Sie können in einigen Fällen aber auch während des Drucks bei einzelnen Bögen oder sogar innerhalb eines Bogens durch chemische oder physikalische (mechanische) Einwirkungen entstanden sein, z. B. sog. Farbschwankungen durch unterschiedliche Sättigung einer Druckfarbe (helle und dunkle Farbeindrücke)." und schränkt gleich ein: "Katalogisierte Farbtönungsunterschiede werden signiert bzw. attestiert. Sonstige Farbschwankungen werden dagegen nicht geprüft"

Die Definition der Farbtönungsunterschiede passt ja, nur man wendet sie nicht an! Bereits katalogisierte Farbunterschiede bleiben bestehen. Neue werden nicht geprüft. Man dreht sich im Kreis: Was nicht im Katalog steht, wird nicht geprüft - was nicht geprüft wird, kommt nicht in den Katalog.

Bereits in der Druckvorstufe, vor dem Herstellen der Druckplatte, wird festgelegt, wie viel Farbe zu welchem Zeitpunkt an welchen Ort gelangt. Die Daten werden beim Einrichten des Druckauftrages in der Maschine geladen. Die Steuerung der Farbzonen im Farbkasten erfolgt aufgrund dieser Daten vollautomatisch. Jede Abweichung wird dem Drucker angezeigt, so dass er die Einstellungen korrigieren kann. Dieser Prozess "Make Ready", das Einrichten der Maschine, kostet Geld. Nichts wird hier dem Zufall überlassen.

Dann gibt es noch die manuellen Arbeiten, wie das Einstellen der Pressung des Farbhebers / der Farbwalzen zueinander, die Pressung der Zylinder zueinander, Druckplatten, Gummitücher, Papier., etc.

Farbabweichungen sind nach meiner Meinung keine Druckzufälligkeit. Sie unterliegen jedoch bestimmten Schwankungen, in denen sie sich bewegen können. Diese Schwankungen werden in Normen definiert, wie den wahrnehmungsorientierten Lab-Farbwerten. Diese Farbwerte kann man sehr genau messen, vergleichen und sagen, wann eine Farbwahrnehmung eine neue Farbe wird. In der Praxis ein starkes Qualitätsmerkmal!

Viele Grüße
Ben.
 
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