Thema: Abenteuer auf der Reise – Auge in Auge mit der örtlichen Postverwaltung
Bendix Gruenlich Am: 30.06.2023 18:39:59 Gelesen: 3478# 40@  
Wo waren wir? Ach ja, in Portugal – kennt ihr nicht? Dann schaut mal hier (fünf von ca. zweihundert verschiedenen Varianten der sehr bekannten Ceres-Freimarken, bildgleiche Marken für die Kolonien kommen hinzu).



Algarve ist der touristisch am besten erschlossene Teil Portugals, es gibt umfangreichere Strände an der Südküste als an der Hauptküste.

Wem das zu rummelig ist, biegt hinter Sagres einfach auf der Küstenstraße nach Norden ab. Und mit einem Mal wird es ruhig.

Natürlich gibt es Küstenorte und auch Strände – aber Vorsicht die Strömung ist stark und zieht einen rasch ins Meer. Auch der Wellengang kann stark sein - es ist halt der Atlantik (auch im Süden, dort aber milder).

Am Ende eines langen Tages kam ich in einem kleinen Ort, Odeceixe, an. Und nach einem der schlechtesten Quartiere aller Zeiten in Lagos, freut man sich über eine bescheidene, saubere Pension mit umtriebiger, bienenfleißiger Chefin und ein ruhiges Dinner im Ortskern. In der Nacht geht ein schwerer Regen nieder, der draußen auf die in Portugal unvermeidlichen Kacheln klatscht, während man selber sicher und geschützt ruht. Dies nimmt man kurz war, fühlt Geborgen- und Sicherheit und fällt zurück in tiefen, erholsamen Schlaf.

Wer reist, der stürzt sich ganz natürlich ins Alltagsleben (zweite Frühstücke im Cafe – mit typischen Schinkenbroten und kleinen, wunderbar kräftigen schwarzen Kaffees, so stärkt man sich aufs Beste). Und seinerzeit musste man noch Geld tauschen. Meine Lieblingsbank (so etwas ist für mich als Kaufmann wichtig) war die Banco Nacional Ultramarino (die Nationale Überseebank, heute von der Caixa Geral – einer nationalen Sparkasse – absorbiert). Schon die Firmenbezeichnung verspricht Weltläufigkeit und weckt Lust auf Abenteuer, das wird durch das Firmensignet noch verstärkt – hier der Beweis.



In drei Etappen nach Lissabon. Dumm nur, wenn man am Samstagnachmittag ankommt (ist ähnlich schlau, wie einen Ruhetag am Montag einzulegen – da haben nämlich i.d.R. alle Museen geschlossen). Da befand sich meiner Erinnerung nach die Post mit Sammlerschalter am Praca do Comercio – und zwar im westlichen Turm dieses phantastischen Platzes. Heute gem. Internetrecherche dort nicht mehr vor Ort. Also seinerzeit dank Samstagsankunft keine Beute für mich.

Erstaunlich war, dass ich in der Großstadt Lissabon zufällig einen Mitreisenden aus dem Flieger von Deutschland nach Faro wiedertraf (…unglaublich, wie wahrscheinlich ist so etwas..). Der empfahl mir eine schräge Pension in einer tollen Altbauwohnung mit beeindruckenden Stuckdecken in einem lebendigen, aber nicht ganz koscheren Stadtteil Lissabons. Der Rezeptionist – der Sohn der Wirtin - konsumierte endlos Videobänder – die Mutter, ca. 45, schaute mit Ihrem ca. dreißigjährigen goldkettengeschmückten, schwarzen Gefährten, mit angolanischen Wurzeln würde ich tippen, am Abend auch mal rein. Abendessen in einem traditionellen portugiesischen Restaurant ausgekleidet mit Azulejos (Schmuckfliesen). Es gab Tanzsalons in der Nähe bei dem man sich die Partnerinnen hinzubuchen konnte (so etwas habe ich davor und danach nie mehr gesehen – erinnerte an die 40er oder 50er Jahre des letzten Jahrhunderts), Bars mir gemischten Publikum und echt schrägen Typen und kühlen portugiesischen Bieren, Clubs und und und. Kurz: ein bunter und sicher unkonventioneller Abend.

Und es wimmelt von Baudenkmälern in Portugal, am nächsten Tag durchquerte ich Lissabon und kam später an Sintra vorbei. Dort war es an meinem Besuchstag allerdings so neblig, dass es mir unmöglich war, weder die preisgekrönten Paläste noch die Altstadt zu finden. Unfassbar, ich frage mich bis heute, wie das möglich war.

Soviel zum Abenteuer-Teil, das muss doch mit Briefmarken anzureichern sein (also einfach mal zur Sammlung gegriffen, was hab ich da für Euch….)

• für alle Klassik-Sammler, die sich bisher zu kurz gekommen glauben: meine älteste Portugal-Marke (mit Lisboa-Stempel), eine 57ya von 1882 (Auflage 9.224.000). Übrigens war König Louis der I. Nachkomme eines Gastarbeiters (Vater war ein Deutscher aus dem Haus Sachsen-Coburg-Gotha). Deswegen als Bonus noch die 63b von 1887 (Auflage 90.975.000).

• der berühmte Turm von Belem in Lissabon

• einer der Paläste in Sintra, hier: der historische Stadtpalast. Die Türme sind die Schornsteine der Schlossküche





Auch schön als Reminiszenz an Lissabon - ein Europamarken-Block mit einer kompletten Ansicht Lissabons (bitte beachtet das sprachgewaltige Gedichtzitat, so wünsch ich mir Briefmarken - die Sinne reizend)



Immerhin, am Ende des Tages schlug ich zufällig in Mafra mit dem dortigen Palacio Nacional auf, eine wuchtige Mischung aus Palast und Kloster – wieder Weltkulturerbe. Zeit einen Kartengruß nach Hause zu schicken. Die Frankatur finde ich gelungen, sie ist portogerecht (um den Preis eines Kaffees in einer Bar zu jener Zeit), mit Marken, die man damals auf der Post auftreiben konnte. Meiner Erinnerung nach wurde von den Postlern vor Ort ein Handstempel abgelehnt, daher ist die Karte im Briefkasten gelandet. Habe nichts gegen Postbedarfsstempel, aber wir wissen, wie schnell da was (unter Sammleraspekten) schief gehen kann - hier: deutlich zu schwach gestempelt.



Soviel für heute - vejo voce em breve (bis bald)!
 
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